Albrecht Dürer

Junge Frau vom Tode bedroht (Der Gewalttätige)

Details

Bartsch 92; Meder 76 b (von f); Schoch/Mende/Scherbaum 1 b (von f).

Provenienz:
Émile Galichon (1829 – 1875), Paris, verso mit dem Stempel (Lugt 856);
Marcel Lecomte, verso mit dem Stempel (nicht bei Lugt).

Beschreibung

Ganz hervorragender, tiefschwarzer und gratiger früher Druck mit leichtem Plattenton und den vertikalen Wischkritzeln oben am rechten Rand. Mit dem Glitsch an der Schläfe durch die Haube der Frau und dem Kratzer vom linken Rand bis zum Schleier. Die Platte wurde vor dem Druck in der linken unteren Ecke sehr rein gewischt. An drei Seiten mit einem sehr feinen Rändchen um die Einfassungslinie, am linken Rand knapp innerhalb dieser geschnitten.
Der Gewalttätige gilt als Dürers stecherisches Erstlingswerk, das der Künstler noch nicht mit seinem Monogramm versah. Der Gegensatz von Liebe und Tod war im 15. Jahrhundert ein beliebtes Thema in der Kunst, bei dem auch moralische Fragen eine Rolle spielten. Doch Dürer zeigt die Szene in einer bis dahin unbekannten Drastik. Entsetzt wehrt sich die junge Frau gegen den gewaltsamen Zugriff des Liebhabers, der sich in den Tod verwandelt hat – mit beängstigender Fratze und Pferdefuß. Was als inniges Stelldichein begann, gerät zur Mahnung an die Allgegenwart des Todes und die Vergänglichkeit der Jugend und der Schönheit. Die junge Frau ist durch ihre Haube als verheiratete Frau eines ehrbaren Standes ausgewiesen, hinter ihr verbirgt sich das Mannstreu (Eryngium) – ein Liebessymbol, dass sich häufig in Dürers Frühwerk findet. Ein Hinweis auf eine kritische Auseinandersetzung mit der Sexualmoral der Zeit. Das Schriftband, das die Figuren miteinander verbinden sollte, ist leer geblieben und fordert den Betrachter auf, einen eigenen Kommentar einzutragen. – Papier gleichmäßig leicht nachgedunkelt. An der rechten Kante unten ein winziger Papierverlust. Im oberen, rückseitigen Rand eine leichte Ausdünnung, ansonsten in gutem Zustand. Frühdrucke dieses Kupferstichs sind äußerst selten!

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