Karl & Faber wird 100! Die Kunst der Sammlung® im Laufe der Geschichte

Vor 100 Jahren, nämlich 1923, gründen der Kunsthistoriker Georg Karl und der Germanist Curt von Faber du Faur das Auktionshaus in München. Der Schwerpunkt des Kunst- und Literaturantiquariats liegt zunächst auf Buchverkäufen und -versteigerungen im Gärtnerplatzviertel, später am Karolinenplatz.

Inmitten der Wirren eines noch jungen Deutschlands gründen 1923 zwei ehemalige Schützengraben-Kammeraden ein Kunst- und Literatur-Antiquariat in München. Der Germanist Curt von Faber du Faur und der etwas jüngere Kunsthistoriker Georg Albert Josef Karl geben ihrem Unternehmen den Namen »Karl & Faber«.

Vom Antiquariat zur ersten Auktion

In der Max-Joseph-Straße 7 richtet das Unternehmen 1927 seine erste Auktion aus. Das Spitzenlos „Der abenteuerliche Simplicissimus“ von Grimmelshausen aus der Sammlung Victor Manheimer erzielt ein für damalige Verhältnisse sehr stattliches Ergebnis von 1.750 Goldmark. Bereits zwei Jahre später verlässt Curt von Faber du Faur die Firma. Nach einem längeren Aufenthalt in Florenz emigriert er 1939 mit seiner Frau in die USA. Dort folgt er 1944 dem Ruf der Yale University, wo er fortan als Professor lehrt und forscht.

Auch für das Unternehmen steht eine weitere Veränderung an: 1932 bezieht Karl & Faber elf Räume im Erdgeschoss eines Hauses am Karolinenplatz, inmitten der besten Münchener Antiquariatsadressen. Das Ausscheiden des Mitgründers tut dem Erfolg des Unternehmens keinen Abbruch. Georg Karl führt nun die Geschäfte allein – mit bedeutenden Auktionen. Unter seiner Leitung werden bibliophile Kostbarkeiten aus der Bibliothek des Augsburger Patriziers Marcus Fugger (1529–1597) ebenso versteigert wie Werke aus der Sammlung der Fürsten Oettingen-Wallerstein.

Da die NS-Bürokratie das Viertel um den Karolinenplatz nun für sich beansprucht, zieht das Antiquariat 1937 in ein Rückgebäude in der Brienner Straße 10. Nach schweren britischen Luftangriffen wird die 25. und letzte Auktion während des Zweiten Weltkriegs 1944 aus Sicherheitsgründen nach Murnau verlegt. Sie wird die vorerst letzte Auktion bis zum Kriegsende sein. In den Nachkriegsjahren setzt Karl & Faber besonders auf Kunstauktionen: In der 30. Auktion des Hauses werden erstmals Kunstgrafiken separat versteigert.

Der junge Auktionator Louis Karl

Louis Karl, der damals 19-jährige Sohn von Georg Karl, tritt 1961 als Auktionator ins Unternehmen ein, das er zehn Jahre später als Alleininhaber übernimmt. Nach und nach verlagert er den Schwerpunkt des Hauses vom Buch auf die Kunst und leitet den Aufbruch in die Moderne ein. Es beginnt eine intensive Zusammenarbeit mit US-amerikanischen Sammlern, die über Jahrzehnte hinweg zu den wichtigsten Kunden des Auktionshauses gehören. Louis Karl initiiert zudem Ausstellungen und versteigert erfolgreich bedeutende Sammlungen. So kommen 1979 zur 150. Auktion Papierarbeiten der Romantik, die von der Familie Haniel stammen unter den Hammer. Aufsehen erregt auch 1981 die Sammlung von Reinhard Piper – Der Verleger war ein enger Freund der Künstler Barlach, Beckmann und Kubin. Mehr als drei Jahrzehnte wird Louis Karl die Firmengeschicke leiten.

100 Jahre Expertisen und Ergebnisse

Mit Beginn des neuen Jahrtausends erlebt Karl & Faber einen Wechsel in der Führungsebene. Im Jahr 2003 erwerben Dr. Rupert Keim und seine Familie das Unternehmen. Hauptgesellschafterin wird Keims Schwägerin Nicola Keim. Als Angehörige einer kulturfördernden deutschen Unternehmerfamilie liegt ihr die Kunst sehr am Herzen. Die neue Geschäftsleitung erweitert das Auktionsangebot um Zeitgenössische Kunst und baut das Unternehmensnetzwerk aus. Es entstehen Repräsentanzen an mehreren Standorten in Deutschland sowie in Österreich, der Schweiz, Italien, Großbritannien und den USA. Gleichzeitig knüpft Dr. Rupert Keim an die Tradition des Hauses an und leitet mit großem Erfolg bedeutende Auktionen.

So versteigert KARL & FABER 2007 die Sammlung Walter Bareiss, 2010 einen Teil der Sammlung Marvin und Janet Fishman – die erfolgreichste deutsche Auktion einer Einzelsammlung deutscher Kunst der 1920er- und 1930er-Jahre – und 2015 „Druckgrafik des deutschen Expressionismus“ aus der Sammlung Ahlers. Bei der Versteigerung ausgewählter Werke aus der Sammlung Gunter Sachs kann das Kunstauktionshaus KARL & FABER im Jahr 2014 dank großer Nachfrage und starker internationaler Beteiligung nahezu alle Lose zuschlagen. Ebenfalls sehr erfolgreich verläuft 2018 die Auktion der Hamburger Sammlung Preuss mit dem Sonderkatalog „Reiz der Linie” – mit zeitgenössischen Arbeiten auf Papier von Lucebert bis Tuttle. Die Verkaufsquote beträgt knapp 170 Prozent nach Schätzung. Dank einer innovativen Digitalstrategie und Kooperationen mit führenden Online-Auktionsportalen baut KARL & FABER seine Reichweite immer weiter aus. Im Jahr 2019 bieten bei den Auktionen zahlreiche Kunden aus 92 Ländern mit.

Mit der Sonderauktion „Tendenzen der Abstraktion“ von 2020 kann Karl & Faber mit einer Erfolgsquote von 150 Prozent nach Schätzung die Aufmerksamkeit auf ein künstlerisches Spektrum lenken, das sonst auf dem Kunstmarkt kaum Beachtung findet. Auch bei „Weiß White Bianco Blanc“ im Sommer 2021, ein „White Glove Sale“, zeigt sich erneut, dass sich Werke eher unbekannter Künstler in einem Sammlungskontext besser vermarkten lassen. Ein Jahr später, im Frühjahr 2022, werden fünf Spitzensammlungen sehr erfolgreich versteigert, darunter die Sonderauktion einer renommierten Hamburger Sammlung unter dem Namen „Anything Goes“, die mit einem humoristischen Augenzwinkern „heftige Malerei und entgrenzte Skulptur“ der Künstlergeneration der 1980er Jahre versammelte. Im Herbst 2022 stellt die Versteigerung der Sammlung Grčić mit einer Verkaufsquote von 160 Prozent nach Schätzung aufs Neue die Expertise von Karl & Faber im Sinne des Claims ‚Die Kunst der Sammlung‘® unter Beweis.

KARL & FABER zählt heute zu den dynamischsten Auktionshäusern der D-A-CH-Region.