Details

Kallir D 373.

Literatur:
Price, Renée (Hrsg.), Egon Schiele. The Ronald S. Lauder and Serge Sabarsky Collections, München u.a. 2005, Kat.-Nr. D22, mit farb. Abb. S. 206.

Ausstellung:
Die Zeichnung: Egon Schiele, Gustav Nebehay Kunsthandlung, Wien 1919, Kat.-Nr. 52;
Egon Schiele, Seibu Museum of Art, Tokio 1979, Kat.-Nr. 9;
Egon Schiele: Vom Schüler zum Meister/Da allievo a maestro, Akademie der bildenden Künste, Wien u.a. 1984-1987, Kat.-Nr. 18;
Egon Schiele, Pinacoteca Capitolina, Rom/ Museo d’Arte Moderna Ca‘ Pesaro, Venedig 1984, Kat.-Nr. 47;
Egon Schiele, Fondation Pierre Gianadda, Martigny 1986/87, Kat.-Nr. 16;
Egon Schiele, Mezinárodní kulturní centrum Egona Schieleho, Krumau/Moldau 1993/94, S. 81;
Egon Schiele. Arbeiten auf Papier, Galerie Hauser & Wirth, Zürich 1994, S. 37.

Provenienz:
Nachlass Benedikt Fred Dolbin (1883-1971), New York;
Sammlung/Nachlass Serge Sabarsky, New York, 1971 bei Vorgenanntem erworben;
Sammlung/Stiftung Vally Sabarsky, New York.

Beschreibung

• Spannender Einblick in den Werkprozess des 19-jährigen Künstlers
• Verso mit der reduzierten Darstellung zweier markanter Profile
• 1909 feiert Schiele erste Erfolge, zugleich ist sein Stil im Umbruch und er findet seine eigene Stimme

Ein Pflug, einige skizzierte Hühner und die Andeutung eines Mädchens. Mehr ist es nicht, was Schiele 1909 auf dem vorliegenden Blatt durch Signatur und Datierung für vollbracht erklärt. Hier probiert ein junger, gerade 19-jähriger Künstler nicht nur, einen Pflug naturalistisch wiederzugeben, er entwirft vielmehr in wenigen Elementen eine Atmosphäre. Hühner picken, ein Kind tritt ins Bild, der große schwere Pflug schwebt plötzlich nicht mehr auf dem leeren Blatt, sondern sitzt stabil auf dem Hof eines Bauern. Damit probiert Schiele hier bereits etwas, was wir in seinen späteren Arbeiten so schätzen; er reduziert die Szenerie so weit, dass sie in ihrer Aussage, in ihrem Wesen, wiedergegeben werden, dabei aber aufgrund des Grades der Abstraktion die Fantasie der Betrachtenden erfordert.

Die Rückseite zeigt zwei charismatisch-markante Profile eines Mannes und einer Frau. In ihrer Formsprache verweisen sie auf den Jugendstil, lassen Anklänge an Schieles Mentor Gustav Klimt erkennen – gedacht sei hier etwa an dessen Fakultätsbilder für die Universität Wien, aus welchen diese zwei reduzierten Gesichter entstammen könnten. Aber genau diese Seite ist es eben nicht, die Schiele signiert. Sie ist ganz im Stil der Zeit verhaftet. Schiele steht 1909 künstlerisch zwischen den Stühlen. Einerseits folgt er seinem Mentor Gustav Klimt, der ihn ebenso wie Oskar Kokoschka oder der Kritiker Arthur Roessler protegiert. Gleichzeitig aber macht er 1909 die Bekanntschaft mit Max Oppenheimer, der ihm die Welt des van Goghschen Expressionismus nahebringt, dessen Stil für ihn elementar wichtig werden wird in der Findung seiner eigenen künstlerischen Stimme. Das hier angebotene Werk zeigt diesen Prozess der Stimmfindung, des Wandels vom suchenden Schüler zum autonomen Künstler. Die Gesichter sind fraglos von stiller Größe und Erhabenheit. Der Pflug jedoch, dieses unscheinbare Gerät, ist es, was Schiele aus- und weltberühmt machen wird.

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