Gustav Klimt

Brustbild einer alten Frau nach rechts

Details

Strobl 674.

Literatur:
Werner, Alfred, Gustav Klimt. One Hundred Drawings, New York 1972, Kat.-Nr. 30;
Sabarsky, Serge, Gustav Klimt Drawings, London/Mt., New York 1984/85, Kat.-Nr. 36;
Verzé, Luigi Maria (Hrsg.), in: KOS. Rivista di scienza e etica, NS, No. 50, November 1989, mit farb. Abb. S. 22.

Ausstellung:
Watercolors and Drawings, Serge Sabarsky Gallery, New York 1969;
Gustav Klimt. 100 disegni, Pinacoteca Capitolina, Rom u.a. 1983–1997, Kat.-Nr. 36 bzw. 28;
Gustav Klimt. Zeichnungen aus amerikanischem Privatbesitz, ausgewählt von Serge Sabarsky und aus Beständen des Historischen Museums der Stadt Wien, Historisches Museum der Stadt Wien u.a., 1984/85, Kat.-Nr. 53;
Europalia 87. Österreich. Gustav Klimt, Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique, Brüssel 1987, Kat.-Nr. 77;
Gustav Klimt. 1862-1918, Nassau County Museum of Art, Roslyn 1989;
Gustav Klimt, Palazzo Strozzi, Florenz 1992;
Gustav Klimt, Palac Sztuki, Krakau 1992;
Hommage à Serge Sabarsky. Klimt. Kokoschka. Schiele. Aquarelle und Zeichnungen, Jahrhunderthalle Hoechst, Frankfurt/Main 1997, Kat.-Nr. 11;
Kunstforeningen, Kopenhagen 2002;
Centro Social y Cultural de la Fundación La Caixa, Lleida 2009;
Gustav Klimt: 150th Anniversary Celebration, Neue Galerie Museum, New York 2012;
Klimt and the Women of Vienna’s Golden Age, 1900-1918, Neue Galerie Museum, New York 2016/17.

Provenienz:
Elliott Scott, Evanston/Illinois;
Sammlung/Nachlass Serge Sabarsky, New York;
Sammlung/Stiftung Vally Sabarsky, New York.

Beschreibung

• Studie für das (verbrannte) Fakultätsbild Medizin, welches Klimt im Auftrag der Universität Wien schafft
• Ungeschönte und dennoch friedvolle Darstellung des alternden menschlichen Körpers
• In zartem Blau ausgeführte Skizze voller Expressivität

Mild und leise lächelt sie, ganz in sich versunken. Klimts „Brustbild einer alten Frau nach rechts“ strahlt, auf Papier gebracht in zarten blauen Buntstiftstrichen, eine Ruhe und stille Schönheit aus, ganz so, als wolle der Künstler den menschlichen Körper trotz des nicht zu leugnenden Alters feiern.

Gustav Klimt erhält 1894 gemeinsam mit seinem Kollegen Franz Matsch den Auftrag der Universität Wien, die Decke des Großen Festsaals mit vier Gemälden auszuschmücken. Diese sollen die vier Fakultäten – Medizin, Theologie, Philosophie und Jurisprudenz – allegorisch darstellen. Während Klimt einen ersten Kompositionsentwurf bereits 1898 fertigstellt, wird es noch bis 1907 dauern, bis das Gemälde mithilfe Hunderter Skizzen und diverser Zwischenzustände seine finale Form erreicht.

Zu sehen ist im Endzustand der Kreislauf aus Werden und Vergehen, Leben und Tod. Im Vordergrund streckt die Figur der Hygieia als Allegorie der Gesundheit die Äskulapnatter und eine Schale mit Lethe-Wasser empor. Hinter ihr winden sich rechter Hand zahlreiche Menschen in einem Knäuel. Alt und jung, groß und klein, symbolisieren sie die verschiedenen Lebensalter, das Geboren-Werden, Leben und Sterben. Nur durch zwei ausgestreckte Arme sind sie mit einer weiblichen Figur auf der Bildlinken verbunden, der zu Füßen sich ein Säugling findet. Die zwei Figuren konzentrieren die Aussage der Menschenmasse, nämlich das Werden und Vergehen der menschlichen Existenz. Der Tod, gezeigt in Form eines Skeletts, wirft derweil seinen Schleier aus und schickt sich an, die diversen Figuren des Bildes in diesen einzuwinden.

Das Bild wird zum Skandal: Viel zu negativ! Der Künstler betont nur das Elend des menschlichen Körpers und Lebens! Wo sind die medizinischen Fähigkeiten der Prävention, der modernen Heilungsmöglichkeiten? Und was soll diese laszive Nackte auf der linken Seite?

Die enorme Kritik sorgt indes nicht für ein Umdenken in Klimts Schaffen. Im Gegenteil, noch vehementer verfolgt er seinen Stil und schafft in der Folge mit dem Fakultätsbild „Jurisprudenz“ ein weiteres Skandalbild. Die Fakultätsgemälde Klimts werden nicht in der Universität angebracht. Klimt kauft, wo möglich, die Skizzen und die finalen Gemälde zurück, von hier aus landen sie in privaten Sammlungen. In der Zeit des Nationalsozialismus werden die Fakultätsbilder beschlagnahmt und verbrennen schließlich auf Schloss Immendorf, als die dort gesammelte Raubkunst von deutschen Truppen angezündet wird. Erhalten bleiben lediglich die Fotografien der Fakultätsbilder und zahlreiche Skizzen.

Das hier angebotene Brustbild findet im fertigen Gemälde seine fast exakte Entsprechung in einem kleinen Detail. Unterhalb der Hygieia mit Schale ist sie zu finden: Die alte Frau, mild und leise lächelnd.

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