Details

Wietek 218.

Ausstellung:
Große Berliner Kunstausstellung. Abteilung Novembergruppe, Landesausstellungsgebäude am Lehrter Bahnhof, Berlin 1928, Kat.-Nr. 1022;
Deutsche Kunst der Gegenwart, Kurhaus – Gartensaal und Wintergarten, Baden-Baden 1947;
Georg Tappert. Wiederentdeckung eines Expressionisten, BAT-Haus, Hamburg 1977, Kat.-Nr. 38;
15. Europäische Kunstausstellung. Tendenzen der zwanziger Jahre. Die Novembergruppe. Teil I: Die Maler, Kunstamt Wedding, Walther-Rathenau-Saal und Rathaus Wedding, Berlin 1977, Kat.-Nr. 64, mit Abb. S. 141;
Georg Tappert. Ein Berliner Expressionist, 1880 bis 1957, Berlinische Galerie, Berlin 1980/81, Kat.-Nr. 31 mit Abb.;
Der Potsdamer Platz. Ernst Ludwig Kirchner und der Untergang Preußens, Neue Nationalgalerie, Berlin 2001, Kat.-Nr. 106, mit Abb. S. 235.

Provenienz:
Atelier des Künstlers, Berlin, verso auf dem Keilrahmen mit zwei Adressaufklebern;
Kunsthandlung Gerstenberger, Chemnitz, verso auf dem Keilrahmen mit dem Etikett;
Sammlung Peter Hopf (1937-2004), Berlin;
Grisebach, Berlin 1.12.2006, Los 1650;
Privatsammlung, Europa.

Beschreibung

• Gemälde mit leuchtend bunter Farbpalette und starken Komplementärkontrasten
• Frauen aus der exotischen Halbwelt Berlins sind ein häufiges Thema des Künstlers in den 1920er/30er Jahren
• Deutliche Einflüsse des Kubismus und Fauvismus

Die Faszination für den Glamour der Goldenen Zwanziger Jahre ist bis heute ungebrochen. Inmitten eines extremen Spannungsfelds sozialer Gegensätze und der zum Scheitern verurteilten jungen Weimarer Republik wird Berlin zur Metropole von enormer Anziehungskraft – eine Weltstadt im Rausch mit allen Facetten. Das reiche Freizeitangebot der Varietés, Tanzbars und Kinos prägen die Nächte ebenso wie Drogen und Prostitution. Große Teile der Bevölkerung leben in bitterer Armut und versuchen am Abend dem Alltag zu entfliehen. Der Kurfürstendamm wird zur Prachtmeile und zum Mittelpunkt vergnügungssüchtiger Massen. Das Berlin der 1920er Jahre ist größter Industriestandort Europas und zählt 1929 bereits über vier Millionen Einwohner. Berlin ist eine Stadt, die Abenteuer garantiert, ein Sündenpfuhl, verrucht und gefährlich, Anziehungspunkt und Zentrum für alle, die sich amüsieren wollen und eine Hochburg der Kriminalität. Eine Stadt mit gleichsam ausgeprägter Oberschicht wie Unterwelt, die ihre Einwohner herausfordert, sie zugleich ängstigt und fasziniert und an der kein Kulturschaffender der Zeit vorbeikommt.
Der 1880 in Berlin geborene Georg Tappert ist einer der ersten deutschen Künstler, der die großstädtische Vergnügungswelt als Bildthema entdeckt. Aufgewachsen in der Friedrichstraße, der damaligen Vergnügungsmeile der Stadt, kommt er schon in seiner Kindheit mit Mode und der Berliner Halbwelt in Berührung. In seinem Werk der Zwanziger- und Dreißigerjahre widmet sich der Künstler vorwiegend den Frauen des exotischen Milieus, die in Cafés, Varietés, Nachtbars und Zirkussen arbeiten.
Mit großem Einfühlungsvermögen zeigt er die Menschen der Großstadt in all ihren Facetten, ohne dabei der kühlen Distanz der Neuen Sachlichkeit oder dem sozialkritischen Verismus der Zeit zu verfallen. Bestärkt durch die revolutionäre Stimmung der Novembergruppe, deren Mitinitiator er 1918 ist, sucht Tappert neue Stilmittel zur Steigerung der Ausdruckskraft. So finden sich im vorliegenden Gemälde deutliche Einflüsse des Kubismus und Futurismus mit ihrer Formenzergliederung in facettenartige Teilbereiche. Mit einer vom Fauvismus beeinflussten leuchtendbunten Farbpalette stellt Tappert zwei Varieté-Sängerinnen dar, eine blonde und eine dunkelhaarige, stark geschminkt in dekolletierten Abendkleidern, dahinter leuchtet die Bühnenkulisse mit exotischen Pflanzen.

* Alle Angaben inkl. Aufgeld (27%) ohne MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
** Alle Angaben zzgl. Aufgeld und MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
*** Unter Vorbehalt: Zuschlag erfolgte unterhalb des Limits. Erwerb des Werkes im Nachverkauf ggf. noch möglich.
R = Regelbesteuerte Kunstwerke
N = Differenzbesteuerte Kunstobjekte mit Ursprung in einem Land außerhalb der EU
Die private oder gewerbliche Vervielfältigung und Verbreitung aller im Ausstellungs- und Auktionsarchiv angezeigten Werkabbildungen ist unzulässig. Alle Rechte vorbehalten.

Zuletzt angesehen