Details

Wietek 257.

Ausstellung:
Wiederentdeckung eines Expressionisten. Georg Tappert. Gemälde 1906-1933, BAT-Haus, Hamburg 1977, Kat.-Nr. 51, mit Abb. (datiert: ca. 1928);
Georg Tappert. Ein Berliner Expressionist, 1880 bis 1957, Berlinische Galerie, Berlin 1980/81, Kat.-Nr. 39, mit Abb., verso auf dem Rahmen mit dem Etikett;
Georg Tappert. Deutscher Expressionist. Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen, Schloss Gottorf, Schleswig/ Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg 2005, Kat.-Nr. 67, mit Abb. S. 109.

Provenienz:
Gerhard Wietek, Schleswig;
Privatsammlung, Süddeutschland, bis 2008;
Grisebach, Berlin 30.5.2008, Los 51;
Privatsammlung, Europa, beim Vorgenannten erworben.

Beschreibung

• Frauen aus der exotischen Halbwelt Berlins sind ein häufiges Thema des Künstlers in den 1920/30er Jahren
• Tappert zeigt die beiden Mädchen mit unverstelltem Blick auf Augenhöhe und ohne Sozialkritik zu üben
• Dargestellt sind zwei reale Menschen, unverwechselbare Individuen, deren Gesichtsausdruck und Körperhaltung das Einfühlungsvermögen des Künstlers deutlich zeigen

Die Faszination für den Glamour der Goldenen Zwanziger Jahre ist bis heute ungebrochen. Inmitten eines extremen Spannungsfelds sozialer Gegensätze und der zum Scheitern verurteilten jungen Weimarer Republik wird Berlin zur Metropole von enormer Anziehungskraft – eine Weltstadt im Rausch mit allen Facetten. Das reiche Freizeitangebot der Varietés, Tanzbars und Kinos prägen die Nächte ebenso wie Drogen und Prostitution. Große Teile der Bevölkerung leben in bitterer Armut und versuchen am Abend dem Alltag zu entfliehen. Der Kurfürstendamm wird zur Prachtmeile und zum Mittelpunkt vergnügungssüchtiger Massen. Das Berlin der 1920er Jahre ist größter Industriestandort Europas und zählt 1929 bereits über vier Millionen Einwohner. Berlin ist eine Stadt, die Abenteuer garantiert, ein Sündenpfuhl, verrucht und gefährlich, Anziehungspunkt und Zentrum für alle, die sich amüsieren wollen, und eine Hochburg der Kriminalität. Eine Stadt mit gleichermaßen ausgeprägter Oberschicht wie Unterwelt, die ihre Einwohner herausfordert, sie zugleich ängstigt und fasziniert und an der kein Kulturschaffender der Zeit vorbeikommt.
Der 1880 in Berlin geborene Georg Tappert ist einer der ersten deutschen Künstler, der die großstädtische Vergnügungswelt als Bildthema entdeckt. Aufgewachsen in der Friedrichstraße, der damaligen Vergnügungsmeile der Stadt, kommt er schon in seiner Kindheit mit der Berliner Halbwelt in Berührung.
In seinen Werken der Zwanziger- und Dreißigerjahre widmet sich der Künstler vorwiegend den Frauen des exotischen Milieus, die in Cafés, Varietés, Nachtbars und Zirkussen arbeiten, wie auch im vorliegenden Gemälde. Tappert zeigt mit Einfühlungsvermögen und unverstelltem Blick zwei junge Frauen, in Dessous gekleidet und auf einer blauen Chaiselongue lümmelnd, gelangweilt und müde auf den nächsten Freier wartend, ohne dass er dabei der kühlen Distanz der Neuen Sachlichkeit oder dem sozialkritischen Verismus der Zeit verfällt.

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