Wilhelm von Kobell

Oberbayerische Landschaft mit Kühen und Hirtinnen

Details

Nicht bei Wichmann.

Provenienz:
Seit Jahrzehnten in Privatbesitz, Sachsen.

Beschreibung

Ähnlich wie Heinrich von Bürkel hat Wilhelm von Kobell in Bayern die Gattungen Genre und Landschaft vereint, hat den Ausblick auf die bayerischen Alpen zur Folie für die Beobachtung der Landbevölkerung und ihrer Tätigkeiten gemacht. Während Bürkel Schmieden in den winterlichen Alpen oder Raufereien in Gasthäusern zu seinen Motiven machte, hat Kobell u. a. das friedliche Landleben, die Tätigkeiten des Landvolkes in der bayerischen Bergwelt zu seinem Thema gemacht.
Auf einer plateauartigen Vordergrundbühne weiden einige Kühe und hinter ihnen eine Schafherde, links steht eine Sennerin mit Harke in Tegernseer Tracht, vor ihr sitzt mit dem Rücken zum Betrachter ein Mädchen, das Blumen bindet. Es könnten Mutter und Kind sein, die gerade eine kurze Pause machen – doch gehören sie wirklich zusammen? Man weiß es nicht, in ihrer fast puppenartigen Erscheinung haben sie keinen wirklichen Kontakt, wirken seltsam vereinzelt und isoliert, wie aus einem anderen Zusammenhang in die Landschaft „hineinversetzt“.
Tatsächlich hat Kobell einmal gefundene Figuren und -gruppen vor der Kulisse der bayerischen Alpen in seinen Gemälden und Aquarellen immer wieder verwendet, variiert und neu arrangiert – so hat er die Gruppe der Kühe wörtlich in einem um 1830 entstandenem Aquarell verwendet, das den Blick von der Höhe auf den Starnberger See zeigt (Schweinfurt, Museum Georg Schäfer, Inv.-Nr. MGS 1100A, vgl. Wichmann 1477), und das sitzende Blumenkind lässt sich in zwei weiteren Werken Kobells mit Darstellungen Sträuße bindender Bauernmädchen finden (Wichmann 1091 und 1494).
Diese Art der Bildfindung zeugt von einem rationalisierten Verfahren, das sich nicht nur auf das Figurenpersonal beschränkt – auch Präsentation und Ausblick folgen einer einmal erfundenen Bildstrategie: Charakteristisch ist für Kobell die Kombination von nahsichtiger Aufsicht im Vordergrund und weitsichtiger Aussicht auf die Silhouette der bayerischen Alpen. Halbkreisförmig schiebt sich im Vordergrund das Plateau in die Bergwelt, die Wiesen bilden einzelne „Inseln“, die Vieh und Figuren zugeordnet sind; davon abgesetzt, hinter einem Tal die Kulisse der hintereinander gestaffelten Berge, über die sich nach hinten zunehmend das Blau des Himmels legt.
Es ist diese überzeitliche Ruhe, der Einblick in eine friedliche, noch unberührte Bergwelt, die Kobells Gemälde bis heute beim Publikum so beliebt machen. Die Inszenierung des Nebeneinanders von „Detailrealismus“ im Vordergrund und atmosphärischer Erscheinungen im Hintergrund, von Nähe, in der die Einzelheiten erkennbar sind, hin zu einer Ferne, in der sich Berge und Himmel einander angleichen, ist charakteristisch für Kobells Bildwelt. Es ist diese besondere Mischung aus detaillierter Naturbeobachtung und stimmungsvoller Beseeltheit, der liebevollen Hinwendung zum Gegenstand, mit der Kobells Landschaften den Geschmack seines Publikums trafen und ein Bild von der bayerischen Bergwelt schufen, das bis heute nachwirkt.
Dr. Peter Prange

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