Details

Verso auf dem Keilrahmen verschiedene Bezeichnungen und Speditionsetiketten.

Scheibler 603.

Literatur:
Haftmann, Werner, E. W. Nay, Köln 1991 (erw. Neuausg.), S. 162, o. Abb.

Ausstellung:
E. W. Nay, Galerie Günther Franke, München 1952, Kat.-Nr. 5, o. Abb.;
Ausstellung Georg Meistermann, E. W. Nay, Hans Uhlmann, Galerie Ferdinand Möller, Köln 1952, Kat.-Nr. 13;
E. W. Nay, Kunstverein, Hamburg 1955;
E. W. Nay, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf 1959, Kat.-Nr. 78, o. Abb.;
Works from San Diego Collections, La Jolla Museum of Art, La Jolla/Kalifornien 1965;
Retrospektive E. W. Nay, Museum Ludwig/Josef-Haubrich-Kunsthalle, Köln u.a. 1990/91, Kat.-Nr. 51, mit s/w Abb. S. 113;
E. W. Nay. Retrospektive, Hamburger Kunsthalle, Hamburg u.a. 2022/23, Kat.-Nr. 48, mit farb. Abb. S. 176.

Provenienz:
Galerie Günther Franke, München, 1959;
Dalzell Hatfield Galleries, Los Angeles;
Privatbesitz, San Diego;
Hauswedell & Nolte, Hamburg 10.6.1986, Los 908, Farbtafel 47 („Abstrakte Improvisation“);
Privatbesitz;
Christie’s, London 8.10.1998, Los 214, Farbtafel S. 273;
Privatsammlung, Hamburg.

Beschreibung

• Aus der wichtigen Werkreihe der „Rhythmischen Bilder“
• Dynamische und energiegeladene vielfarbige Komposition
• Das Werk wurde auf den großen Nay-Retrospektiven 1990/91 und 2022/23 ausgestellt

„In diesem allem singt eine wundervolle Stimme ganz allein: E.W. Nay. Nichts als musikantische Kantilenen aus reiner Farbe, die keinem visuellen Erlebnis mehr nachsinnen noch sich eine Form definieren wollen. Aus der meisterhaften Stimmung seines Farbinstrumentes steigt ein orphisches Lied, das Worte und Inhalte weit hinter sich läßt und nur von der Freude einer erfüllten Stunde malend berichtet (…).“ (Werner Haftmann, in: FAZ, 23.5.1953).

Das Gemälde „Orange merkurisch“ stammt aus der Reihe der „Rhythmischen Bilder“, die Nay in den Jahren 1952 und 1953 malt. Die Komposition aus zahlreichen, eher dunkel abgestuften Farbtönen und rhythmisch gesetzten schwarzen Linien lässt die titelgebenden orangefarbenen Flächen geradezu leuchten. Die neue Dynamik und Frische, die von diesen „Rhythmischen Bildern“ ausgeht, steht in deutlichem Kontrast zu Nays vorherigen Werken. Selbst die erst 1951 entstandenen Gemälde wirken dagegen trotz ihrer vitalen Farbigkeit eher statisch, ja fast behäbig. Besonders offensichtlich zeigt sich die Veränderung in den Konturen der nun nicht mehr klar begrenzten Farbflächen. Diese bleiben weitgehend offen und bilden zahlreiche ausgefranste Spitzen und Zacken. Deutlich erkennbar sind die Parallelen zur Holzschnitttechnik, die Nay bestens vertraut ist und deren Charakteristika er in das Medium der Malerei überträgt.
Die Veränderungen in Nays künstlerischem Schaffen sind eng verbunden mit seinem persönlichen Lebensweg und konkreten Erlebnissen. So zieht der Künstler im Herbst 1951 von Hofheim am Taunus nach Köln und findet hier, in der noch immer von deutlichen Kriegsschäden gezeichneten rheinischen Metropole, eine überaus inspirierende Aufbruchstimmung vor. Nay besucht zahlreiche Konzerte und lernt neben den Klassikern der Modernen Musik von Schönberg, Webern, Bartok, Strawinsky und Hindemith auch die musikalische Avantgarde und den Jazz kennen. Köln wird zu dieser Zeit zum Zentrum der „Neuen Musik“ mit Komponisten und Musikern wie Karlheinz Stockhausen, Herbert Eimert, Pierre Boulez und Luigi Nono. In dem 1951 vom WDR neu gegründeten „Studio für elektronische Musik“ wird in jenen Jahren Musikgeschichte geschrieben. Nay verkehrt in diesem künstlerisch äußerst fruchtbaren Umfeld und wird maßgeblich von der Musik inspiriert.

In dieser Zeit gelingt Nay der entscheidende künstlerische Durchbruch und er findet nicht nur in Deutschland, sondern auch international Anerkennung. Erste Reisen ins nahe europäische Ausland bestätigen Nay in seinem künstlerischen Weg und „öffnen ihm den Blick für eine sich nach dem Krieg neu entfaltende europäische Kultur“ (Elisabeth Nay-Scheibler, in: WVZ Bd. II, S. 6). 1955 findet bei den Kleemann Galleries in New York Nays erste Einzelausstellung in den USA statt. Im selben Jahr nimmt er an der ersten documenta in Kassel teil. 1956 wird Nay mit der Gestaltung des Deutschen Pavillons auf der Biennale in Venedig beauftragt.

Das Gemälde „Orange merkurisch“ wurde 1990/91 auf der internationalen Nay-Retrospektive in Köln, Basel und Edinburgh ausgestellt und war Bestandteil der gerade erst Anfang August zu Ende gegangenen Retrospektive in Hamburg, Wiesbaden und Duisburg (2022/23).

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