Ernst Wilhelm Nay

„Der Vogelmensch und andere“

Details

Scheibler 339.

Literatur:
Haftmann, Werner, E. W. Nay, Köln 1991 (erw. Neuausgabe), S. 118;
Weltzien, Friedrich, E. W. Nay – Figur und Körperbild. Kunst und Kunsttheorie der vierziger Jahre, Berlin 2003, S. 200.

Ausstellung:
E. W. Nay, Galerie Günther Franke, München 1946, Kat.-Nr. 18;
Ernst Wilhelm Nay, Galerie Axel Vömel/Kunstkabinett Hans
Trojanski, Düsseldorf 1947, Kat.-Nr. 12;
E. W. Nay. Gemälde, Aquarell, Guasch (sic), Zeichnung, Kunstverein, Hamburg/Overbeck-Gesellschaft im Behnhaus, Lübeck 1947, Kat.-Nr. 42;
E. W. Nay. Arbeiten der Jahre 1924-1952, Haus am Waldsee, Berlin 1952, Kat.-Nr. 88;
Deutscher Künstlerbund Neunte Ausstellung. Kunst und Mythos, Städtisches Museum, Wiesbaden 1959, Kat.-Nr. 412, mit Abb.;
E. W. Nay. Bilder aus den Jahren 1935-1968, Museum Städtische Kunstsammlungen, Bonn 1970, Kat.-Nr. 11.

Provenienz:
Sammlung Eberhard Seel (1900-1978), Berlin/Köln;
Bassenge, Berlin 29.11.2003, Los 6924;
Privatsammlung, Hessen.

Beschreibung

• Farbintensives Gemälde aus der Werkperiode der Hekate-Bilder
• Lebensfrohes und künstlerisch hoffnungsvolles Zeugnis des Neuanfangs in der Nachkriegszeit
• Aus der Sammlung des Kunsthistorikers Eberhard Seel

„Meine Bilder sind stark farbig und vielfarbig und sehr malerisch – frei gemalt. Ich bin gerade dabei, wieder einen Sprung vorwärts zu tun.“
Ernst Wilhelm Nay, 1945

Die Werkperiode der Hekate-Bilder, deren Name Ernst Gosebruch, langjähriger Freund und Mentor des Künstlers, prägte, umfasst die Jahre 1945 bis 1948 und bezeichnet Nays künstlerischen Neuanfang nach den Kriegsjahren. Im Mai 1945, unmittelbar nach dem Ende des Krieges, wird Nay nach kurzer Gefangenschaft entlassen, doch Berlin liegt in Trümmern, seine Wohnung und sein Atelier sind zerbombt. Er zieht nach Hofheim am Taunus, wo er durch die Vermittlung Hanna Bekkers das ehemalige Atelierhaus der Malerin Ottilie W. Roederstein nutzen kann. Der Name Hekate geht zurück auf die beiden Gemälde „Tochter der Hekate“ I und II aus den Jahren 1945 und 1946 (vgl. WVZ Scheibler 337 und 366). Die Zauberin Hekate ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Magie, der Übergänge und Weggabelungen und Wächterin der Tore zwischen den Welten.

„Für Nay bedeutet das Ende des Krieges nicht die Stunde Null, sondern die ersehnte Freiheit, endlich ohne Beeinträchtigung das während der Nazidiktatur und Krieg nur sporadisch und im Verborgenen geschaffene Werk fortzusetzen. Ängste und Schrecken der Vergangenheit, die innere und äußere Verwüstung (…), persönliche Erlebnisse (…) reifen in der Phantasie Nays zu Bildern aus, die diese Erschütterungen in abstrakten Metaphern zum Ausdruck bringen. Das für alle Werkepochen Nays verwandelt wiederkehrende Formenvokabular von Kreis-, Spindel-, Schachbrett- und Handformen ist in den Hekate-Bildern sichtbar eingewoben in verschlüsselte Figuren- und Landschaftsassoziationen. Eruptiv oder verhalten, pastos in dunkler oder pastellfarbener Chromatik reflektieren die Hekate-Bilder Tragik und aufkommende Hoffnung der Nachkriegszeit. In ihrer künstlerischen Meisterschaft lösen sie gleichzeitig alle Bedrängnis auf. (…) In einer rasch aufeinanderfolgenden Reihe von Einzelausstellungen (…) werden Nays Hekate-Bilder in ihrer Originalität und Ausstrahlung überraschend schnell bekannt und verstanden. In jenen spannungsreichen, lebhaften Jahren nach 1945, dem Chaos der Vergangenheit eben entronnen, spürt eine sensibilisierte Kunstöffentlichkeit die Zeitnähe dieser Bilder.“ (Elisabeth Nay-Scheibler, Ernst Wilhelm Nay. Werkverzeichnis der Ölgemälde, Bd. I, Köln 1990, S. 224).

Das Gemälde stammt aus der Sammlung des Kunsthistorikers Eberhard Seel (1900-1978). Er führt mit seiner Frau Alexandra von Reitzenstein die Galerie Reitzenstein & Seel in Berlin. 1950-1972 ist er Geschäftsführer, ab 1966 Vorstandsmitglied des Deutschen Künstlerbundes. Eine enge Freundschaft verbindet ihn mit dem Künstler Werner Heldt, dessen Nachlass er betreut und zu dessen Œuvre er 1976 einen Werkkatalog veröffentlicht.

* Alle Angaben inkl. Aufgeld (27%) ohne MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
** Alle Angaben zzgl. Aufgeld und MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
*** Unter Vorbehalt: Zuschlag erfolgte unterhalb des Limits. Erwerb des Werkes im Nachverkauf ggf. noch möglich.
R = Regelbesteuerte Kunstwerke
N = Differenzbesteuerte Kunstobjekte mit Ursprung in einem Land außerhalb der EU
Die private oder gewerbliche Vervielfältigung und Verbreitung aller im Ausstellungs- und Auktionsarchiv angezeigten Werkabbildungen ist unzulässig. Alle Rechte vorbehalten.