Alexej von Jawlensky

„Meditation (VI 1936 N. 8)“

Details

Auf dem alten, lose beiliegenden Unterlagekarton lt. Werkverzeichnis von Lisa Kümmel, der Assistentin des Künstlers, bezeichnet „A. Jawlensky VI. 1936 N. 8.“

Jawlensky/Pieroni-Jawlensky 1982.
Mit einer Fotoexpertise von Maria Jawlensky, Alexej von Jawlensky Archiv, Locarno, vom 30.12.1988.

Literatur:
Weiler, Clemens, Alexej von Jawlensky. Köpfe, Gesichter, Meditationen, Hanau 1970, Nr. 852, o. Abb.

Ausstellung:
Herbst 1986, Galerie Ludorff, Düsseldorf 1986, mit farb. Abb. S. 59;
Frühjahr 1987, Galerie Ludorff, Düsseldorf 1987, Kat.-Nr. 46, mit farb. Abb. S. 69;
Herbst 1989, Galerie Ludorff, Düsseldorf 1989, Kat.-Nr. 54, mit farb. Abb. S. 81.

Provenienz:
Atelier des Künstlers;
Sammlung Dr. Hans Lühdorf (1910-1983), Düsseldorf, als Geschenk des Künstlers erhalten;
Privatsammlung, Düsseldorf;
Lempertz, Köln 31.5.1986, Los 468, Farbtafel 30;
Galerie Ludorff, Düsseldorf;
Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen.

Beschreibung

• Mystisch-religiöses Gesicht mit faszinierender Aura
• Auf das Wesentliche reduziertes Motiv in dunklen Farbtönen
• Die „Meditationen“ stellen den Höhepunkt in Jawlenskys Œuvre dar

„Meine letzte Periode hat ganz kleine Formate, aber die Bilder sind noch tiefer und geistiger, nur mit der Farbe gesprochen.“
Alexej vonJawlensky, 1936.

Jawlensky stilisiert in seiner Serie der „Meditationen“ das menschliche Antlitz fast bis zur Abstraktion. Die kleinformatigen Gesichter erinnern an Ikonen, doch sind es keine stereotyp, sondern ganz individuelle Arbeiten. Der Ausdruck der Gesichter scheint in sich gekehrt, die meist dunkle Farbpalette unterstreicht die meditative Stimmung. Jawlensky konstruiert das Gesicht jeweils aus nur wenigen horizontalen und einer vertikalen Linie. Bei dem hier angebotenen Werk von 1936 schimmert lediglich an den Seiten des Kopfes ein leichtes Gelb hindurch und eine Gesichtsseite ist mit zarten weißen Pinselstrichen betont. Dies modelliert das Gesicht und lässt den Kopf aus der Dunkelheit und der Fläche des Bildes hervortreten.

1934 beginnt Jawlensky seine letzte große und heute berühmte Serie der in dunklen Farbtönen gehaltenen mystisch-religiösen „Meditationen“. Dabei sind die 1930er Jahre für den bereits 70-jährigen Künstler äußerst beschwerlich. Seit der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 ist er zum Rückzug ins Private gezwungen. In den Museen werden seine Werke beschlagnahmt und auf der nationalsozialistischen Propagandaausstellung „Entartete Kunst“ diffamiert. Zudem leidet er an erheblichen Lähmungserscheinungen der Hände und Kniegelenke, seine Beweglichkeit nimmt kontinuierlich ab. Doch weder die äußeren noch die gesundheitlichen Umstände können Jawlensky vom Malen abhalten. Er entwickelt eine eigene Methode, um trotz der fortschreitenden Versteifung seiner Finger weiterhin arbeiten zu können. Auf kleinen Karton- oder Papierformaten gestaltet er auf das Wesentliche reduzierte Motive mit einfachsten künstlerischen Mitteln. Dabei besinnt er sich auf die beiden sein Œuvre bereits seit Jahren prägenden Bildgattungen des Porträts und der Blumenstillleben und kann dadurch – bis zur vollständigen Lähmung im Jahr 1938 – noch eine erstaunlich hohe Anzahl an kleinformatigen Werken realisieren.

Jawlensky schenkt diese Meditation dem Düsseldorfer Sammler Dr. Hans Lühdorf. Der Jurist Lühdorf entdeckt den Expressionismus – ironischerweise – 1937 auf der Ausstellung „Entartete Kunst“ für sich und beginnt daraufhin zunächst vor allem expressionistische Druckgrafik zu sammeln. Er knüpft persönliche Kontakte zu Künstlern wie Jawlensky, Erich Heckel, Ewald Mataré, Ernst Wilhelm Nay, Karl Schmidt-Rottluff und Emil Nolde und steht im Austausch mit anderen Sammlern wie Tony Kirchhoff in Wiesbaden und Carl Hagemann in Frankfurt. 1964 schenkt Lühdorf dem Kunstmuseum Düsseldorf (heute Museum Kunstpalast) seine Sammlung von 70 Blättern expressionistischer Druckgrafik.

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