Lyonel Feininger

Straßenschlucht in Manhattan

Details

Achim Moeller, Direktor des Lyonel Feininger Project LLC, New York – Berlin, hat die Echtheit dieses Werkes, das im Archiv des Lyonel Feininger Project unter der Nummer 1887-11-06-23 registriert ist, bestätigt. Ein Zertifikat vom 6.11.2023 liegt der Arbeit bei.

Ausstellung:
Lyonel Feininger. City and Sea 1905-1955. Watercolours and Drawings / Lyonel Feininger: Stadt und Meer 1905-1955, Marlborough Fine Art, London 1998, Kat.-Nr. 52;
Feininger. Vater und Söhne, Städtische Galerie, Karlsruhe 2001, Kat.-Nr. 31, mit farb. Abb S. 58;
Lyonel Feininger. Zurück in Amerika. 1937-1956, Stiftung Moritzburg – Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) 2009, Kat.-Nr. 51, mit farb. Abb. S. 167 und Rückseite des Kataloges.

Provenienz:
Nachlass Julia Feininger, New York;
Marlborough Fine Art, London / New York;
Achim Moeller Fine Art, New York;
Privatsammlung, Süddeutschland, 1998 bei Vorgenannter erworben.

Beschreibung

• Eine der frühesten Manhattan-Darstellungen Feiningers nach seiner Rückkehr in sein Geburtsland Amerika
• Aus dem persönlichen Besitz seiner Frau Julia
• Das gleiche Motiv wiederholt Feininger im Jahr 1940 auf dem großformatigen Ölgemälde „Manhattan I“ (100 x 80 cm), das Julia Feininger 1964 dem Museum of Modern Art, New York, schenkt (Inv.-Nr. 259.1964)

Mit zarten, aber überaus präzise mit dem Lineal gezeichneten Linien erfasst Lyonel Feininger Raum und Perspektive dieser Hochhausschlucht in Manhattan. Ihre unfassbare Dimension lässt die „Skyscraper“ bis über den Bildausschnitt hinausragen, das Ende des ewig langen Straßenzugs verliert sich in der Unendlichkeit. Doch darüber bzw. dazwischen leuchtet ein magisch grünblauer reiner Himmel auf, die Fassaden links und rechts erscheinen im Wechsel in warmgelbem Sonnenlicht oder verschattet großstadtgrau. Keine Menschenseele ist zu erkennen, lediglich die wie betrunken tanzenden senkrechten Fensterreihen verweisen auf das Leben dahinter.

Als dieses Aquarell im Dezember 1937 entsteht, lebt Feininger erst seit drei Monaten wieder in seiner Geburtsstadt New York, die er 1887 im Alter von 16 Jahren verlassen hatte. Das Blatt trägt unten links den winzigen Vermerk „x“, mit dem Feininger diejenigen Arbeiten markiert, die für seine Frau Julia bestimmt sind.
Das Aquarell basiert auf einer Zeichnung, die Lyonel Feininger am 17. Oktober 1937 anfertigte und auf der er notierte: „These notes were taken from the top of a fifth Avenue bus during transport through the avenue, looking eastward.“
Feininger hat in den Jahren zuvor lange gezögert, seine Wahlheimat Deutschland zu verlassen, doch verschärft 1937 die politische Situation in Deutschland, vor allem für seine jüdisch-stämmige Frau. Zudem wird Feiningers Kunst in der nationalsozialistischen Ausstellung „Entartete Kunst“ im Sommer 1937 in München diffamiert. Im Juni folgt Feininger somit einem Ruf an das Mills College in Oakland, wo er bereits im Sommer zuvor einen Sommerkurs unterrichtet hatte. Diesmal bleibt der inzwischen 66-Jährige für immer in den USA und muss sich noch einmal ganz neu aufstellen. Lyonel und Julia Feininger wohnen ab Anfang September 1937 im noch heute existierenden Earle Hotel am Washington Square, mitten in Manhattan, ab Januar 1938 dann wenige Blocks weiter in der 235 East 22nd Street. Feininger setzt sich in der folgenden Zeit mit seiner neuen Umgebung auch künstlerisch auseinander. Doch der Unterschied zu seinen geliebten Architektur-Motiven aus der Alten Welt, den beschaulichen thüringischen und pommerschen Dörfern, könnte kaum größer sein. Als verbindendes, zentrales Gestaltungselement findet sich die grafische Linie auch in seinen nun entstehenden Manhattan-Motiven. Sie dominiert in den folgenden Jahren weiterhin all seine stark reduziert erscheinenden und dennoch komplexen Bildkompositionen. „Die Form ist auf’s Knappste bemessen – und der ganze Apparat der Farbe und der Malweise auf das Einfachste reduziert – wie der Ballast, der abgeworfen wurde, um nunmehr frei fliegen zu können“ (Lyonel Feininger in einem Brief vom 26.7.1944, zit. nach: Hans Hess, Lyonel Feininger, Stuttgart 1959, S. 158).

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