Ernst Ludwig Kirchner

Straßenszene, am Schaufenster

Details

Dube H 238; Gercken 644.

Provenienz:
Kunstverein, Jena, Botho-Graef-Stiftung (1918 als Schenkung des Künstlers im Gedenken an Botho Graef (1857-1917), verso mit dem Stempel (Lugt 4337);
Am 2.8.1937 Beschlagnahme durch das Deutsche Reich / Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, Berlin (vgl. Datenbank zum Beschlagnahme-Inventar der Aktion „Entartete Kunst“, Forschungsstelle „Entartete Kunst“, FU Berlin, NS Inventar EK-Nr. 13115);
Galerie Ferdinand Möller, Berlin, am 2.1.1940 durch Tausch erworben;
Grisebach, Berlin 24.11.1995, Los 39;
Privatsammlung, Schweiz;
Galerie Wolfgang Wittrock, Berlin;
Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen.

Beschreibung

• Wunderbar dichte Straßenszene, eines der gefragtesten Motive Ernst Ludwig Kirchners
• Sehr seltenes Blatt in ausgezeichneter Druckqualität
• Aus der berühmten Botho-Graef-Stiftung des Künstlers an den Kunstverein Jena

Das Motiv der Straßenszene zählt zu den ikonenhaften Motiven Ernst Ludwig Kirchners. Für den ausdrucksstarken Holzschnitt „Straßenszene, am Schaufenster“ wählt er den Blick aus kurzer Distanz auf zahlreiche eng gestaffelte Figuren. Das Schaufenster ist oben links durch die fragmentarische Werbeaufschrift nur angedeutet. Kirchner verwendet im Holzstock große Anteile an Schwarz, die durch zahlreiche Weißschnitte präzise zerteilt und aufgehellt werden und die Komposition insgesamt straffen. Die weißen Partien sind bei diesem Abdruck sehr deutlich, sogar die feinen Binnenlinien in den Hüten sind gut erkennbar. Diese besonders klare Druckqualität ist bei keinem anderen der bekannten Exemplare zu finden.

Der Kunstverein Jena veranstaltet im Frühjahr 1914 eine wichtige Einzelausstellung Ernst Ludwig Kirchners. Zur gleichen Zeit lernt der Künstler Botho Graef kennen, der seit 1904 außerordentlicher Professor für Klassische Archäologie und Kunstgeschichte an der Universität Jena ist. Als Mäzen der modernen Kunst vermittelt Graef Werke namhafter zeitgenössischer Künstler an die Universität, die Stadt Jena und den erst im Jahr 1903 gegründeten Jenaer Kunstverein. Zwischen Graef und Kirchner entwickelt sich eine väterliche Freundschaft. Nach Graefs Tod 1917 richtet Kirchner im Mai 1918 als Dank und Erinnerung an seinen früh verstorbenen Freund und Förderer die Botho-Graef-Stiftung ein, die eine Schenkung von 260 Blatt Radierungen, Holzschnitten und Lithografien an den Jenaer Kunstverein umfasst. Nachdem der Kunstverein 1934 an das Stadtmuseum angegliedert wird, erfolgt 1937 im Rahmen der nationalsozialistischen Aktion „Entartete Kunst“ die Beschlagnahmung wertvoller Bestände und insbesondere der expressionistischen Werke. Von der vormals einzigartigen Sammlung blieb nur ein Restbestand zurück. Heute sind die Werke der Sammlung weltweit in privaten und öffentlichen Sammlungen verstreut, doch dank des Stiftungsstempels, den alle Blätter tragen, lassen sie sich auch heute noch eindeutig identifizieren.
Zum Gedenken an Botho Graef und zur Würdigung seines Engagements für die moderne Kunst vergibt die Stadt Jena seit 1992 den Botho-Graef-Preis an zeitgenössische Künstler.

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