Max Liebermann

Allee im Tiergarten mit Spaziergängern, einer Droschke und einer Straßenbahn

Details

Verso auf dem Keilrahmen kleines Etikett mit gestempelter Nr. „1162“ sowie sehr schwach leserlicher Stempel „Leopold Berlin“, vermutlich von der Berliner Kunstmaterialhandlung Leopold Hess.

Eberle 1925/30.

Literatur:
Richardson, Holly Prentiss, Landscape in the work of Max Liebermann (Bd. I-III), Phil. Diss. Brown University, Ann Arbor 1991, Bd. 2, S. 242, Nr. 690.

Ausstellung:
Max Liebermann. Gedächtnisausstellung, Galerie Dr. Bühler, München 1985, S. 23, mit Farbtafel.

Provenienz:
Galerie Abels, Köln;
Galerie Bühler, München;
Privatsammlung, Schweiz, 1985 bei Vorgenannter erworben;
Karl & Faber, 16.7.2020, Los 403;
Privatsammlung, Berlin.

Beschreibung

• Die Allee im Tiergarten ist eines der gefragtesten Liebermann-Sujets
• Besonders belebte und vielfigurige Darstellung mit Droschke und Straßenbahn, aus der besten Spätwerkzeit des Künstlers
• Einzigartige spätsommerliche Lichtstimmung unter dem Blätterdach der Allee

In Liebermanns Berliner Spätwerk bildet die Natur nach wie vor das Hauptmotiv seiner Arbeit. Mitte der 1920er Jahre, zum Entstehungszeitpunkt dieses Gemäldes, ist Max Liebermann bereits fast 80 Jahre alt. Sowohl alters- als auch kriegsbedingt muss er sich seit 1915 mit Sujets aus der Nähe seines Wohnortes begnügen. Zuvor verbrachte er über viele Jahre hinweg seine Sommermonate in Holland an der Nordsee. Besonders angetan hat es ihm dabei der große Tiergarten, der nur wenige Schritte von seinem Stadtpalais am Pariser Platz beginnt, sowie die Umgebung seines Sommerhauses am Wannsee vor den Toren Berlins. Unzählige Male finden sich die Darstellungen der Großen Seestraße in Wannsee und der Allee im Tiergarten in seinem umfangreichen Œuvre. Doch besitzt Liebermann ein unerschöpfliches Repertoire an Staffagefiguren, die er immer wieder neu und frei variiert, sodass kein Werk dem anderen gleicht: von fein herausgeputzten Sonntagsspaziergängern im Sommer, spielenden Kindern, Reitern, Schlittschuhläufern auf dem See im Winter bis hin zu diversen Fahrzeugen, seien es Kutschen oder moderne Automobile und Straßenbahnen, die die urbane Nähe verdeutlichen. Am Wannsee sind es die städtischen Ausflügler, die am Wochenende aus dem nahen Berlin kommen und die ansonsten ruhige Straße beleben. Die baumgesäumte Allee als Abbild der vom Menschen geordneten Natur bildet dabei stets die verbindende Komponente, die dem diagonalen Bildaufbau Tiefenwirkung verleiht. Sie dient als Bühne für die von Liebermann hinzugefügten und spannungsvoll in Szene gesetzten Elemente der Spaziergänger, Kinder, Reiter, Kutsche o.Ä. Eigentlicher Hauptakteur all dieser Werke ist jedoch stets das Licht- und Schattenspiel des Sonnenlichts, das durch das dichte Blätterdach der Allee fällt. Im lebhaften Wechselspiel von Hell und Dunkel, den pointiert durchbrechenden Sonnenstrahlen, die auf den hellen Kleidern der Frauen und Kinder reflektieren, und dem zwischen den nur mit summarischen Pinselstrichen erfassten Baumkronen aufblitzenden Hellblau des Himmels beweist Liebermann einmal mehr seine malerische Meisterschaft. Nachdem er bereits in den 1880er Jahren das Spiel der Lichtreflexe im Blattwerk der Bäume für seine in Holland entstandenen Gemälden nutzte, macht er es nun auch zum perfektionierten Stilmittel seiner städtischen Parklandschaften.

„Es ist durchaus falsch, Liebermanns großzügige Art, die Natur darzustellen, impressionistisch zu nennen; denn seine Darstellung beruht keineswegs auf einem bloß optischen Erlebnis, sondern (ist) bis zu einem gewissen Grade Stilisierung des Wirklichen, das Zusammenfassen vieler Einzelbeobachtungen zu einem großen überzeugenden Eindruck, zu einer Wahrheit, die den Sinn der natürlichen Erscheinung zum Ausdruck bringt.“ Hans Rosenhagen, 1927 (zit. nach: Robert Fleck (Hrsg.), Max Liebermann. Wegbereiter der Moderne, Köln 2011, S. 30).

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