Carlo Mense

Recto: Bildnis Lisa Matern – Verso: Bildnis Davringhausen

Details

Verso auf dem Keilrahmen mit Speditions- und Zollstempeln.

Drenker-Nagels 55/56.

Literatur:
Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. 50, 1922, S. 65 mit Abb.;
Von Waldegg, Joachim Heusinger, Leo Breuer und Heinrich Maria Davringhausen. Zwei rheinische Maler, in: Das Rheinische Landesmuseum Bonn 1977, Heft 2, S. 33, mit Abb. 24.

Ausstellung:
Carlo Mense, Städtisches Kunstmuseum, Bonn 1961, Kat.- Nr. 5;
Carlo Mense. Ölbilder, Graphik, Rathaus Charlottenburg, Berlin 1962, Kat.-Nr. 10 („Lisa“);
„Nuova oggettività“ tedesca (1918-1933), Galleria d’arte Stivani, Bologna 1972, Abb. 14;
Il Realismo in Germania/Réalisme en Allemagne 1918-1933, Rotonda di Via Besana, Mailand/Musée d’Art et d’Industrie, St. Etienne 1972/1974, Kat.-Nr. 77, mit Abb.;
Die zwanziger Jahre im Porträt, Rheinisches Landesmuseum, Bonn 1976, Kat.-Nr. 74, mit Abb.;
Neue Sachlichkeit and German Realism of the Twenties, Hayward Gallery, London 1978/79, Kat.-Nr. 183, mit Abb.

Provenienz:
Galerie Neue Kunst Hans Goltz, München, 1922, verso Galerieetikett mit Titel „Davringhausen“;
Sammlung Dr. Max Fischer (1886-1975), Stuttgart;
Hauswedell & Nolte, Hamburg 7.6.1969, Los 911, mit s/w Abb.;
Galleria del Levante, München/Mailand 1972;
Privatbesitz, Italien;
Lempertz, Köln 31.5.2017, Los 390;
Privatsammlung, Hessen.

Beschreibung

• Carlo Mense zählt zu den wichtigen Künstlern des Rheinischen Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit
• Statisch-nüchterne Darstellung der Porträtierten ganz im Sinne der Neuen Sachlichkeit
• Das rückseitige Porträt zeigt Menses Malerfreund Heinrich Maria Davringhausen

Ganz im Sinne des neuen Stils der „post-expressionistischen“ Kunst in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zeichnen sich diese beiden Porträts von Carlo Mense durch eine nüchterne und unsentimentale Darstellungsweise aus. In bewusster Abgrenzung zum Expressionismus lässt er mit seiner hochpräzisen Malweise die Personen sehr statisch und wie in einer eingefrorenen Haltung erstarren. Lisa Matern blickt den Betrachter ernst und unvermittelt an. Dunkel gekleidet sitzt sie in einem undefinierbaren, dunklen Raum, nur hinter ihrem Kopf wird ein Fensterausschnitt mit Brüstung sichtbar, dort leuchtet der Himmel in einem dämmrigen Blau. Das Porträt erinnert aufgrund des gewählten Bildausschnittes wie auch der Haltung deutlich an Raffaels „La Muta“. „Überdies verblüffen die gleichartige Gestaltung und die präzise Ausarbeitung des stechenden Blicks (…) und insbesondere die etwas attitüdenhaft ineinander gelegten Hände mit ihren beringten zierlichen Fingern.“ (Klara Drenker-Nagels, WVZ, S. 100). Auf der Rückseite der Leinwand ist der Aachener Maler Heinrich Maria Davringhausen an der Staffelei porträtiert, ein enger Freund Carlo Menses seit ihrer Jugendzeit. Dieses Bildnis entsteht vermutlich bereits um 1919.

Carlo Mense wird früh von August Macke beeinflusst und findet schnell Anschluss an die avantgardistische Kunstszene in Köln. Er tritt dem Gereonsklub und der Kölner Secession bei. 1912 beteiligt er sich an der bedeutenden Kölner Sonderbundausstellung sowie 1913 an der von Macke initiierten Ausstellung der „Rheinischen Expressionisten“ in Bonn und am Ersten Deutschen Herbstsalon Herwarth Waldens. Carlo Mense ist bestens vernetzt und befreundet mit zahlreichen Künstlerkollegen und Galeristen im Rheinland, in Berlin und München. Nach der Zäsur des Ersten Weltkrieges zeigt die Münchener Galerie Hans Goltz 1918 die erste Einzelausstellung Menses. In München lernen Mense und sein Jugendfreund und Maler Heinrich Maria Davringhausen zu Beginn der 1920er Jahre Alexander Kanoldt und Richard Seewald kennen und wenden sich der aufkommenden „post-expressionistischen“ Malerei zu. 1925 sind sie an der berühmt gewordenen Ausstellung „Neue Sachlichkeit“ in der Kunsthalle Mannheim beteiligt. Noch im selben Jahr werden Mense und Kanoldt zu Professoren an der Breslauer Akademie berufen. Nach deren Auflösung 1932 durch die Nationalsozialisten zieht Mense für einige Zeit nach Italien, lebt dann ab 1936 wieder in Köln. Im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ werden Menses Werke in den Museen beschlagnahmt, er passt sich in den folgenden Jahren mit heimatlichen, naiv-romantischen Landschaftsmotiven der restriktiven Kunstpolitik an. Nach Kriegsende findet Mense stilistisch wieder zu seinen Arbeiten der 1910er und 1920er Jahre zurück. 1961 wird er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

* Alle Angaben inkl. Aufgeld (27%) ohne MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
** Alle Angaben zzgl. Aufgeld und MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
*** Unter Vorbehalt: Zuschlag erfolgte unterhalb des Limits. Erwerb des Werkes im Nachverkauf ggf. noch möglich.
R = Regelbesteuerte Kunstwerke
N = Differenzbesteuerte Kunstobjekte mit Ursprung in einem Land außerhalb der EU
Die private oder gewerbliche Vervielfältigung und Verbreitung aller im Ausstellungs- und Auktionsarchiv angezeigten Werkabbildungen ist unzulässig. Alle Rechte vorbehalten.