Details

Berend-Corinth/Hernad 436.

Literatur:
Steiner, Paula (Hrsg.), Lovis Corinth, dem Ostpreußen, Königsberg 1925, Abb. S. 86;
Ebering, Arthur: Meine Sammlung, Magdeburg 1937, mit s/w Abb., ohne Seitenzahl.

Ausstellung:
Kunstsammlungen der Stadt Königsberg, 1924;
Lovis Corinth. Ausstellung von Gemälden und Aquarellen zu seinem Gedächtnis, Nationalgalerie Berlin, 1926, Kat.-Nr. 185 (Besitzer Hugo Winter).

Provenienz:
Hugo Winter, Königsberg;
Dr. Arthur Ebering, Magdeburg (spätestens seit Juli 1937);
Fritz Mittag, Magdeburg, März 1938 bei Vorgenanntem erworben;
durch Erbfolge an den jetzigen Besitzer, Privatsammlung, Süddeutschland.

Beschreibung

• Großformatiges Gemälde in leuchtenden Farbnuancen, mit virtuosem Pinselduktus und pastosem Farbauftrag
• Blumenstillleben bilden in Corinths späterer Lebensphase die stärkste Gattung
• Zahlreiche seiner Stillleben aus den 1910er Jahren befinden sich heute in bedeutenden öffentlichen Sammlungen, wie unter anderem in der Gemäldegalerie Neue Meister, Dresden, dem Museum Kunstpalast, Düsseldorf, und dem Detroit Institute of Arts

Vor dunklem Hintergrund leuchtet ein farbenprächtiger Strauß mit Blüten in changierenden Rot-, Lila- und Rosa- und Gelbtönen. Pastos und mit schwungvollem Pinsel trägt Corinth die Farbe auf.
In seiner späteren Lebensphase wendet sich Corinth überwiegend Sujets wie Stillleben, hier vor allem Blumenstücke und Landschaften zu. Er arbeitet zunehmend selbstbewusster, spontaner und impulsiver. Durch die sensibel und mit unruhigem Duktus aufgetragenen Farben gibt er dem Bild einen Ausdruckswert, der dem Expressionismus näher ist als dem Impressionismus.
Corinths sinnen- und genussfreudige Malerei erreicht um 1910 ihren Höhepunkt, nachdem er aus München 1901 nach Berlin gekommen war und sich der Berliner Secession um Max Liebermann angeschlossen hatte. Paul Cassirer wird auf sein Talent aufmerksam und widmet ihm sogleich eine Einzelausstellung, ein Jahr später wird er in den Vorstand der Secession gewählt. Einen zusätzlichen Höhepunkt erreicht Corinth im Jahr 1910 mit dem Ankauf einiger seiner Gemälde durch die Hamburger Kunsthalle, begleitet von einer regen internationalen Ausstellungspräsenz bei der Berliner und Münchner Secession, dem Deutschen Künstlerbund in Darmstadt und der Vorgängerausstellung der Biennale von Venedig.
Weitere internationale Ausstellungen zeugen bis dato von der Wertschätzung und Popularität des Künstlers. Sein Werk ist weltweit in bedeutenden privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten, z.B. in der Nationalgalerie, Berlin, im Lenbachhaus, München, im Musée d’Orsay, Paris, in der Tate Britain, London, im Belvedere, Wien sowie im MoMA und im Metropolitan Museum of Art, New York.

Das Gemälde gehörte ursprünglich zur Sammlung von Hugo Winter (1876 in Neuss – 1967 in Jerusalem). Bereits im Jahr 1926 ist es in der Berliner Nationalgalerie zu sehen, anlässlich einer Gedächtnisausstellung für Lovis Corinth. Vermutlich war der Leihgeber schon damals Hugo Winter. Vor seiner Emigration lebt Hugo Winter in Königsberg und betreibt gemeinsam mit seinem Onkel einen Getreidehandel und eine Schälmühle für Getreide und Hülsenfrüchte. Als prominente jüdische Familie in Königsberg, sind die Winters sehr bald der Judenverfolgung ausgesetzt. Hugo Winter muss Deutschland bereits im Jahr 1934 verlassen und zieht nach Palästina. In der Absicht, nach Deutschland zurückzukehren, deponiert er seine gesamten Wertsachen inklusive der Kunstsammlung in der Villa seiner Tante, Anna Winter, in Königsberg in der Kastanienallee 26-28.
In dem Pogrom vom 9. auf den 10. November 1938 wird in Königsberg unter anderem ein jüdisches Waisenhaus in Brand gesetzt. Anna Winter, eine große Förderin dieses Waisenhauses, nimmt daraufhin alle betroffenen Kinder bei sich auf. Die SS droht ihr mit Verhaftung, wegen des Vorwurfs, keine Genehmigung für den Betrieb eines Waisenhauses erhalten zu haben. Unter diesem Druck willigt Anna Winter ein, die Villa zu verlassen und mit ihrem gesamten Inhalt der SS zu übergeben.
Wann genau das vorliegende Gemälde beschlagnahmt oder unter Zwang verkauft werden musste, ist heute nicht mehr festzustellen.
Im Jahr 1937 taucht das Kunstwerk in der Sammlung von Dr. Arthur Ebering auf, der eine Abbildung des Werkes in einem Buch über seine Sammlung veröffentlicht.

Mit den Erben nach Hugo Winter wird im November 2023 eine faire und gerechte Vereinbarung im Sinne des Washingtoner Abkommens getroffen.

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