Details

Mit einer Echtheitsbestätigung von Dr. Rosel Gollek, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, vom 4.2.1983 (in Kopie).
Das Gemälde ist unter der Nummer „V 24“ in der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München, verzeichnet (verso mit den kleinen Etiketten). Es wird von der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung in das Werkverzeichnis der Gemälde von Gabriele Münter aufgenommen.

Ausstellung:
Gabriele Münter 1877-1962. Malen ohne Umschweife, Lenbachhaus, München u.a. 2018/19, Kat.-Nr. 201, mit farb. Abb.

Provenienz:
Nachlass der Künstlerin, verso mit dem Stempel (nicht bei Lugt);
Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München;
Galerie Am Feuersee, Stuttgart;
Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen, 1973 bei Vorgenannter erworben, seitdem in Erbfolge in Familienbesitz.

Beschreibung

• Das Gemälde ist Ausgangspunkt einer dreiteiligen Bildfolge, in der Münter das zunächst noch figurative Kaffeehaus-Motiv immer stärker abstrahiert
• Entstanden 1914 in Münters ersten Phase der Abstraktion während der Spätzeit des Blauen Reiters
• Die farblich harmonisch-ausgewogene Komposition steht exemplarisch für Münters feine Beobachtungsgabe

Ein Kaffeehaus in einer Stadt. Eine Hand streckt sich im Vordergrund nach einer Tasse aus: Es ist die Hand der Künstlerin, ihr Hinterkopf mit Hut ist uns zugewandt. Wir, die Betrachter, stehen hinter ihr und sehen die Szene mit ihren Augen. Vor ihr ein runder Tisch aus rotem Marmor, umringt von schwarz bezogenen Stühlen. Im Hintergrund eine Kellnerin mit weißer Schürze, die eine Frau in Blau bedient. Ihre Gestalt wiederholt sich im Spiegel an der Wand.
Gabriele Münters Gemälde aus dem Jahr 1914 haben eine bunte Farbigkeit und einen nervösen Pinselstrich. Auch in diesem Werk gibt es keine wirklich geraden Linien, alles scheint in Bewegung. Durch diese vibrierenden, kurzen Striche lösen sich die festen Formen scheinbar auf. Klare Körper verschwinden hinter den vielen kleinen Details, von der Marmorierung des Tisches über den Boden in changierenden Blautönen hin zu den undefinierbaren, aber farbkräftigen Formen auf der anderen Seite des Schaufensters. Von hier ist es nur ein kleiner Schritt zur Abstraktion.
Münter sieht sich selbst nie als abstrakte Künstlerin. Noch 1956 schreibt sie an den amerikanischen Kunsthistoriker Kenneth Lindsay: „Ich habe tatsächlich nicht abstrakt gemalt, weil die Augen aus der Natur immer mich mit Motiven versahen.“ Dementsprechend gibt es in ihrem Œuvre nur wenig abstrakte Gemälde. Dennoch findet sie in der Zeit von 1914 bis 1915 zum ersten Mal durch einen abstrahierenden Prozess zur Abstraktion.
„Im Café“ ist hierbei ein Schlüsselbild. Es ist die größte Arbeit aus einer Serie von drei Kaffeehaus-Gemälden, die alle 1914 entstehen. Die kleinere Variante ist skizzenhafter als die vorliegende große Version. Münter malt sie mit einer reduzierten Farbpalette in gedämpften Farben. Für die große Ausführung aber setzt Münter kräftige Farbakzente in Gelb, Grün, Rot und Blau. Diese Farben finden sich auch in der letzten Version, die Münter „Abstraktes Interieur“ nennt. Zuerst erscheint dieses dritte Bild als rein abstraktes Farbenspiel. Dann aber erkennt man den Hinterkopf der Künstlerin in grüner und blauer Farbe, den rosafarbenen Arm, die Stühle, die Lichterketten und selbst die Kellnerin und ihr Spiegelbild. Münter löst so die figurative Malerei zu reinen Farbformen auf.
Dieser abstrahierende Prozess bleibt jedoch auch in diesen Jahren eine Ausnahme. Mit der reinen Abstraktion wird sie erst wieder vierzig Jahre später in ihrem Spätwerk experimentieren. Dem farbintensiven, figurativen Stil des vorliegenden Gemäldes bleibt sie hingegen bis zu ihrem Lebensende treu.

* Alle Angaben inkl. Aufgeld (27%) ohne MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
** Alle Angaben zzgl. Aufgeld und MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
*** Unter Vorbehalt: Zuschlag erfolgte unterhalb des Limits. Erwerb des Werkes im Nachverkauf ggf. noch möglich.
R = Regelbesteuerte Kunstwerke
N = Differenzbesteuerte Kunstobjekte mit Ursprung in einem Land außerhalb der EU
Die private oder gewerbliche Vervielfältigung und Verbreitung aller im Ausstellungs- und Auktionsarchiv angezeigten Werkabbildungen ist unzulässig. Alle Rechte vorbehalten.