Emil Nolde

Roter/gelber Abendhimmel, zwei qualmende Dampfer

Details

Mit einer Fotoexpertise von Prof. Dr. Martin Urban, Nolde Stiftung, Seebüll, vom 17.6.1996.

Provenienz:
Familienbesitz, Norddeutschland, seit den 1960er Jahren.

Beschreibung

• Farbintensive Arbeit aus der Gruppe der Meer-Aquarelle, die 1946 während eines Aufenthaltes in St. Peter entstehen
• Zeugnis für Noldes Begeisterung für atmosphärische Licht- und Naturerscheinungen
• Weitgehend abstrahierte Naturdarstellung mit nahezu transzendenter künstlerischer Intensität

„Ich sah die erregte und wilde Schönheit, die abends ihre Feuerfinger über den Himmelsbogen ziehen lässt in letzten schwebenden Wolkenstreifen, in loderndem, glühendem Farbwechsel vergehend.“
Emil Nolde

Emil Nolde ist der unangefochtene Meister des virtuos leuchtenden Aquarells. Er liebt den weiten Himmel über dem Meer oder dem flachen Land, die besonderen Lichtstimmungen des rasant wechselnden Wetters Nordfrieslands, wo er aufgewachsen ist und lebt. Die Farbe wird zu seinem wichtigsten künstlerischen Ausdrucksmittel: „Gelb kann Glück malen und auch Schmerz. Es gibt Feuerrot, Blutrot und Rosenrot. Es gibt Silberblau, Himmelblau und Gewitterblau. Jede Farbe birgt in sich ihre Seele, mich beglückend oder abstoßend oder anregend.“

Aus der reinen Farbe heraus moduliert Nolde den dramatischen Abendhimmel über der unendlich weit erscheinenden Wattenmeer-Küste von St. Peter (heute St. Peter-Ording). Zunächst erscheint alles wie ein abstrakter Farbenrausch, es ist kaum ein Motiv zu erkennen. Doch durch die meisterhafte Kombination verschiedener Aquarelltechniken auf feinem Japanpapier erzeugt Nolde eine horizontale Zweiteilung der Darstellung: Über den ultramarinblauen Wellen im Vordergrund, die er kontrolliert auf bereits getrockneten Untergrund aufträgt, erhebt sich die frei und spontan „Nass-in-Nass“ modulierte Himmelspartie. In der Fülle der intensiv leuchtenden Farben entdeckt man die zwei kleinen Dampfer erst auf den zweiten Blick, erst sie geben durch ihre versetzte Anordnung der weitgehend abstrahierten Darstellung eine räumliche Dimension. Doch auch ihr pechschwarzer Qualm scheint sich in dem blau-violetten Dunst auflösen zu wollen. Der Dampfer ist ein wichtiges, wiederkehrendes Motiv im Werk von Nolde. Bereits 1910 entsteht eine lose Folge von insgesamt 18 Dampfer-Darstellungen und Hamburger Hafenmotiven, die mit zu den eindrücklichsten Blättern der deutschen Druckgrafik zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählen. Eines dieser Blätter, der „Dampfer (gr. dkl.)“, wird ebenfalls in dieser Auktion angeboten (siehe Los 453).

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