Giovanni Benedetto Castiglione (Il Grechetto)

Die Geburt Christi

Details

Ausstellung:
Exhibition of Old Master Drawings, P. & D. Colnaghi & Co., London 1968, Kat.-Nr. 14 (als Frontispiz abgebildet).

Provenienz:
Thomas Hudson (1701-1779), London, unten links und rechts mit dem Stempel (Lugt 2432);
Benjamin West (1738-1820), London, unten rechts mit dem Trockenstempel (Lugt 419);
Christie’s, London, Auktion, 5.7.1820, Los 112;
P. & D. Colnaghi, London, 1968;
Christie’s, New York, Auktion 9582, 24.1.2001, Los 42;
Europäische Privatsammlung.

Beschreibung

Castigliones souveräne Beherrschung der Zeichnung, gepaart mit seiner unverwechselbaren maniera, machte den Genuesen zu einer Ausnahmeerscheinung in der Kunst des 17. Jahrhunderts. In der Druckgrafik tat sich Castiglione durch eine große Anzahl Radierungen, die das Rembrandt’sche Hell-Dunkel nachahmen, hervor, vor allem aber als Erfinder des Monotypie-Verfahrens, bei dem er direkt auf eine Platte malte und, solange die Farbe noch feucht war, diese einmalig auf das Trägermaterial abdruckte. Mit derselben Mühelosigkeit brachte er auch seine Zeichnungen auf das Papier, wobei er von einer eigenwilligen Technik Gebrauch machte. Ab den 1640er Jahren mischte er seinen Pigmenten verdünntes Leinöl unter und konnte damit je nach Sättigung des Pinsels eine Bandbreite an Texturen abdecken – von malerisch fließenden Linien bis hin zu einer spröden, expressiv anmutenden Strichführung. Die Ungezwungenheit und Schnelligkeit, mit der er seinen ölgetränkten Pinsel über das Papier gleiten ließ, veranlasste schon zeitgenössische Kritiker dazu, die Technik als „grazioso“ und „facile“ zu beschreiben. „Einfach“ freilich nicht abschätzig, sondern im Sinne höchster Virtuosität verstanden.
Auch das vorliegende Blatt ist ein herausragendes Beispiel für Castigliones Zeichenkunst. Im Moment nach der Geburt Christi wirbeln himmlische Heerscharen aus Engeln und Putten um die Jungfrau und das Kind, deren Aura mit weißer Gouache hervorgehoben wird. Trotz der auf wenige Erdtöne beschränkten Palette erzielt Castiglione einen Vielklang tonaler Effekte. Castiglione widmete dieser Schlüsselszene mehrere Zeichnungen und Druckgrafiken, darunter eine unfertige Radierung, die eine ähnliche Komposition mit der Jungfrau und dem Kind und knienden Engeln zeigt (vgl. A. Percy, Giovanni Benedetto Castiglione. Master Draughtsman of the Italian Baroque, Philadelphia 1971, Kat.-Nr. E25, mit Abb.), außerdem eine Monotypie, die Gottvater miteinschließt (vgl. T.J. Standring und M. Clayton, Castiglione. Lost Genius, London 2013, Kat.-Nr. 77, mit Abb.). Eine in der Darstellung verwandte Zeichnung befindet sich im Nationalmuseum in Stockholm (Inv.-Nr. 1605/1863). – Entlang der Ränder mehrere restaurierte Einrisse und weitere Läsuren, ansonsten in altersgemäß guter Erhaltung.

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