La Métamorphose de Narcisse
Details
Mit einer Expertise von Nicolas R. und Olivier M. Descharnes, Archives Descharnes, Azay-le-Rideau, vom 24.3.2022. Das Werk ist im Archiv unter der Nummer „d 195“ registriert.
Wir danken Nicolas Descharnes für seine Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes.
Ausstellung:
Salvador Dali. Rétrospective, Centre Georges Pompidou, Musée National d’art Moderne, Paris 1980, Kat.-Nr. 219 mit Abb.;
Salvador Dali, Tate Gallery, London 1980, Kat.-Nr. 169.
Provenienz:
Sammlung Edward James (1907-1984), direkt beim Künstler erworben;
Christie’s, Twenty-Eight Works from the Edward James Collection, London 30.3.1981, Los 14;
Privatsammlung, Deutschland, 1981 bei Vorgenannter erworben, durch Erbfolge an die jetzigen Besitzer.
Beschreibung
Die Federzeichnung „La Métamorphose de Narcisse“ ist eine Studie für Dalís berühmtes gleichnamiges Gemälde von 1937, das die Tate Gallery, London, 1979 aus der bekannten Surrealisten-Sammlung von Edward James erwarb. Das Gemälde hing bereits seit 1959 als Leihgabe in der Tate Modern in London. Die vorliegende Zeichnung stammt ebenfalls aus der Sammlung von Edward James, des wichtigsten Mäzens Dalís.
Der britische Multimillionär und Kunstsammler Edward James und Salvador Dalí schließen im Jahr 1934 Freundschaft, als Dalí und Gala bei Edward James in London wohnen. Danach reisen sie gemeinsam nach Spanien, wo der Sammler das Paar in Port Lligat besucht. Obwohl Dalí zu diesem Zeitpunkt schon ein etablierter Künstler ist, unterstützt der exzentrische Brite das ebenso exaltierte katalanische Universalgenie finanziell und beginnt vermehrt Dalís Gemälde und Kunstobjekte zu sammeln. Gleichzeitig sichert sich Edward James damit vertraglich für vier Jahre sämtliche Rechte an dessen Werken.
Die Sammlung des britischen Mäzens umfasste nicht weniger als 27 Ölgemälde Dalís, die größtenteils aus dessen surrealistischer Periode der 1930er Jahre stammen. Edward James‘ Stiftung verkaufte die Werke, um das Herrenhaus West Dean House zu erhalten, das er 1912 geerbt hatte und das ab 1964 in ein Studien- und Konservierungszentrum für Kunst umgewandelt wurde.
Seit den 1920er Jahren verehrt Dalí den Arzt und Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud, mit dessen Schriften – vor allem „Die Traumdeutung“ – er sich intensiv auseinandersetzt. Der Maler sieht seine eigenen Werke als Rätsel des Unbewussten, die nur Freud gänzlich verstehen könne. Gepaart mit den Einflüssen des Surrealismus, mit denen er 1929 in Berührung kommt, findet Dalí Legitimation durch Freuds Theorien und so schließlich zu seiner einzigartigen Ikonografie.
Jahrelang hofft Dali darauf, Sigmund Freud persönlich kennenzulernen. Er möchte ihn von seiner „paranoisch-kritischen Methode“ überzeugen, Anerkennung für einen künstlerischen Ansatz erhalten, der auf den Theorien der Psychoanalyse basiert und den er für seinen größten und wichtigsten Beitrag zum Surrealismus hält.
Am 19. Juli 1938 kann auf Vermittlung von Edward James und Stefan Zweig endlich ein Treffen des Künstlers mit Freud in dessen Londoner Exil arrangiert werden. Dabei bringt Dalí sein Ölgemälde „La Métamorphose de Narcisse“ und seine theoretischen Schriften mit, um sie Freud zu zeigen. Dalí erklärt dem Psychoanalytiker anhand des Gemäldes, wie die surrealistische Malerei das Unbewusste vergegenwärtigt und zeichnet ein Porträt des berühmten Arztes. Gleich nach dieser Begegnung schreibt Sigmund Freud an Stefan Zweig: „Wirklich, ich darf Ihnen für die Fügung danken, die die gestrigen Besucher zu mir gebracht hat. Denn bis dahin war ich geneigt, die Surrealisten, die mich scheinbar zum Schutzpatron gewählt haben, für absolute (sagen wir zu fünfundneunzig Prozent wie beim Alkohol) Narren zu halten. Der junge Spanier mit seinen treuherzig-fanatischen Augen und seiner unleugbar technischen Meisterschaft hat mir eine andere Einschätzung nahegelegt. Es wäre in der Tat sehr interessant, die Entstehung eines solchen Bildes analytisch zu erforschen.“
Der exzentrische Künstler scheint von diesem Treffen aber eher enttäuscht gewesen zu sein. „Zwei Genies waren einander begegnet, und es hatte keinen Funken gegeben“, schreibt Dalí später. Seine streng freudianische Schaffensperiode endet nach dieser Begegnung.
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