Kurt Schwitters

„Mz 465 Abendschönheit“

Details

Orchard/Schulz 1010.

Ausstellung:
Deutsche Avantgarde 1915-1935 (Konstruktivisten), Galerie Gmurzynska-Bargera, Köln 1971/72, Kat.-Nr. 163, mit s/w Abb.;
Ausstellung Ulmer Museum, 1974, S. 84, mit farb. Abb. S. 85.

Provenienz:
Sammlung Arman, Paris/New York (Armand Pierre Fernandez 1928-2005);
Privatsammlung, New York, Kauf oder im Tausch von Vorgenanntem;
John Kasmin Gallery, London;
Galerie Gmurzynska-Bargera, Köln 1971/72;
Galerie Tarica, Paris 1973, verso auf der Rahmenrückwand mit dem Etikett;
Privatsammlung, Baden-Württemberg, 1973 bei Vorgenannter erworben, im Erbgang an die heutigen Besitzer.

Beschreibung

„For a long time, I had been completely enraptured by Dada. Especially by Schwitters due to his capability to transform the most mundane things into incredible icons in his collages.“ David Bowie

Diese „Abendschönheit“ ist ein Schlüsselwerk in der Entwicklung der Merz-Arbeiten des Künstlers im Jahr 1922. Seit 1919 schafft Schwitters Collagen aus Zeitungsausschnitten, Reklame und Abfall. Nach einer Collage aus einer Anzeige der Kommerz- und Privatbank nennt er sie Merzbilder und spielt mit den Assoziationen zu Begriffen wie Ausmerzen, Scherz, Herz und dem Monat März, der den Frühlingsanfang kennzeichnet. So steht dieser Monat, wie auch seine Bilder, für Wiederaufbau und Neuanfang nach dem Trauma des Ersten Weltkrieges. Aus dem Chaos entstehen Bilder der Harmonie und Ordnung.
Ab 1922 und bis 1930 setzt sich Schwitters mit der konkreten Kunst auseinander. Nun finden sich in seinen Merz-Bildern Anklänge von Malewitsch, Lissitzky und Moholy-Nagy. Er integriert geometrische Elemente in seine Collagen. Dabei gibt er das Kleben und improvisierte Basteln zwar nicht auf, diese treten aber zurück gegenüber den gemalten Bildteilen. In dem vorliegenden Merz-Bild setzt er immer noch Ausschnitte aus der Zeitung und Werbung („PRIMA Schnürriemen“) ein. Doch sind diese nun nicht mehr ausgerissen, sondern in Rechtecken ausgeschnitten. Den Hintergrund bilden gemalte geometrische Formen, Dreiecke, Halbkreise und weiter Rechtecke. Während in den frühen Merzbildern sich die Fläche unter der künstlerischen Manipulation wie von selbst gestaltet, findet sich hier eine gewollte Gliederung, die Schwitters auch in den folgenden Jahren einsetzen wird. Doch im Gegensatz zu den Konstruktivisten basiert die Formgebung nie auf rein geometrischen Elementen. Die gemalten Dreiecke sind nicht mit dem Lineal gezogen, sondern mit der freien Hand gemalt. Wie auch seine abstrakten Gedichte zeigen, glaubt Schwitters, dass Systeme und Wiederholungen nie das expressionistische Potenzial und die organische Form eines eingesetzten Materials einengen dürfen. So gibt es in seinen Werken zwar Ordnung, aber keine Symmetrie.

Abendschönheit stammt aus der Sammlung des französischen Objektkünstlers Arman (Armand Pierre Fernandez). Laut seiner Frau Corice Arman war Kurt Schwitters ein Held ihres Mannes („one of my husbands‘ heroes“).

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