Bildnis der Schwester Friederike

Beschreibung

Das von Karl Müller aus der Erinnerung geschaffene Bildnis seiner im Alter von 17 Jahren verstorbenen Schwester Friederike greift jenen raffaelesken Bildtypus auf, der durch die Nazarener seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts wieder große Verbreitung gefunden hatte. Müller war durch seinen Lehrer Wilhelm von Schadow an der Düsseldorfer Akademie mit den restaurativen Tendenzen der Nazarener, die ihre Kunst in den Dienst der Religion stellten, bekannt gemacht worden. Die Verbindung von Bildnis und Landschaft geht bis auf das Quattrocento zurück, in dem die Nazarener nach 1800 die Ideale von künstlerischer Wahrheit und Reinheit, von Religiosität und Idealität verwirklicht sahen. Vor diesem Hintergrund schuf Müller ein Idealbild seiner Schwester, das sie vor der mittelalterlichen Kulisse Ahrweilers – Müllers Familie stammte ursprünglich von dort – mit dem markanten Obertor zeigt. In der Form der Büste an die Zeit der Renaissance erinnernd, verbinden sich in Müllers Bildnis Mittelalterfaszination und christliche Reinheit zu einem denkwürdigen Erinnerungsbild, das durch den Rundbogenabschluss noch zusätzlich überhöht wird. In diesem nahezu religiösen Anspruch – Friederikes unvollendetes, weißes Kleid ruft die Erinnerung an die weiße Lilie der Verkündigung wach – beschwört Müller die Erhabenheit des Mittelalters, greift er die Tradition des romantischen Freundschaftsbildes auf und schafft nicht zuletzt ein über seine Zeit hinausweisendes Erinnerungsbild von mitfühlender Eindringlichkeit.