Die letzte Flasche.

Details

Ausstellung:
„George Grosz: Aquarelle und Zeichnungen“, Bruno Cassirer, Berlin März 1929;
„20th Century works on Paper. The Sturman Collection“, Tucon Museum of Art, Tuscon, Arizona 22.11.1987-11.1.1987, S. 40, Nr. 43, verso auf der Unterlage mit dem Etikett.

Provenienz:
Erich Cohn, New York;
Helen Seger, La Boetie, Inc., New York, verso auf der Unterlage mit dem Etikett;
Christie’s, New York 10.9.2008, Los 50;
Privatsammlung, Norddeutschland.

Beschreibung

Mit der Ausstellung seiner Werke 1924 in der Galerie Alfred Flechtheim, der elegantesten und teuersten Einrichtung ihrer Art in Berlin, wird Grosz zum arrivierten Künstler. Jetzt steht er zwischen zwei Welten: Der Kommunist und Mann der Arbeiterklasse ist nun selbst Familienvater mit solidem Einkommen, von den Reichen umworben. Unter diesen geänderten Umständen verlieren Grosz’ Arbeiten an gesellschaftlicher Kritik. Zwar bleibt sein Blick satirisch, doch wirken seine Werke weniger überzogen, weniger karikaturartig. Seine Bilder schwanken nun zwischen Allegorie und Realität. Sein tiefes Verständnis für Menschen und ihre Umgebung aber bleibt erhalten. Grosz durchdringt in seiner Kunst soziale Bezüge sowohl zwischen Personen als auch zu Objekt und Figur, so z.B. ein Mensch und seine Flasche, eine Frau und ihr Verehrer. In dieser Zeichnung fängt Grosz das intermenschliche Spiel eines Paares ein. Ein Mann öffnet noch eine – die letzte – Flasche, die Frau ist schon fast wehrlos, ihre Augen sind geschlossen, ihr Kleid hochgerutscht, der Blick auf ihre Strapse ist nun frei. Die Assoziation der Flasche mit dem bevorstehenden Geschlechtsverkehr gibt dieser Zeichnung eine unterschwellige, erotische Botschaft. – Mit einer persönlichen Widmung „to my dear friends Erich (Cohn) and Lene (Helene)“ vom „May 27, 59“. In der unteren rechten Ecke mit dem roten Stempel „Made in Germany“. Unterer Rand mit kurzen Einrissen. Verso in der oberen linken Ecke Montagespuren, recto durchschlagen. Etwas knittrig. Das großformatige Blatt altersgemäß in sehr gutem Zustand.