Details

Pese/Negendanck 93.
Literatur:
Claus Pese und Ruth Negendanck, „Walter Gramatté. Eine Dokumentation in Bildern und Texten“, Belser Verlag, Stuttgart/Zürich, 1990, S. 186, mit ganzseitiger Farbabb.
Ausstellung:
„Walter Gramatté“, Gedächtnisausstellung, Kunstverein Hamburg, Hamburg 1932, Kat.-Nr. 21; „Walter Gramatté. 1879-1929. Bilder, Aquarelle, Zeichnungen, Graphik“, Brücke-Museum, Berlin 1968, Kat.-Nr. 10, S. 17, mit Abb.: „Walter Gramatté 1879-1929“, Staatsgalerie Moderner Kunst, München 1989, Kat.-Nr. 113; „Internationale Sprachen der Kunst: Gemälde, Zeichnungen und Skulturen aus der Sammlung Hoh“, Lindenau-Museum, Altenburg, August-Oktober 1998, Kat.-Nr. 33, S. 97, mit Abb. – die Ausstellung wurde übernommen vom Kulturgeschichtlichen Museum Felix-Nussbaum-Haus, Osnabrück, vom Museum am Ostwall, Dortmund, und vom Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg.
Provenienz:
Sammlung Eckhardt, Winnipeg; Sammlung Hoh, Fürth (Leihgabe im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg, seit 1995).

Beschreibung

Expressive, prismatische Figurenkomposition der 1920er Jahre. Die Anregung für das Gemälde hatte Gramatté bereits einige Jahre zuvor, 1919, durch die Aufführungen Max Reinhardts von Leo Tolstois Drama „Der lebende Leichnam“ mit Alexander Moissi in der Titelrolle erhalten. Zunächst entstanden 5 Pinsellithographien als Illustrationen. Das vierte Blatt des Zyklus „Fedja und Petjuschkoff“ (vgl. Eckhardt 71) zeigt die links stehende Figur Fedja von Lichtschein umgeben und im selben Gestus mit erhobenen Armen, vor ihr ein Weinglas mit Flasche und rechts daneben als sitzende Figur den Maler Petjuschkow am Tisch. Der Protagonist des Dramas, Fedja Protasow, der dem Trunk verfallen ist, verlässt seine Familie, um unter den Zigeunern ein unbürgerliches Leben zu führen. Um seiner Frau eine weitere Ehe zu ermöglichen, täuscht er seinen Selbstmord vor. Im späteren Gemälde öffnet Gramatté den Raum und erweitert die Darstellung um mehrere Personen im Hintergrund, dabei verändert er jedoch den Gestus der rechts sitzenden Figur und auch das Beleuchtungsmotiv wechselt. Die beiden zentralen Figuren erhalten zudem porträthafte Züge: die des Künstlers und seiner zweiten Frau Sonia, die Gramatté 1922 nach seiner Scheidung von seiner ersten Frau Hetta im Jahr 1919 heiratete. Die Szenerie – ähnlich wie in van Goghs „Nachtcafé“ – wird nun durch den Schein einer hoch platzierten Lampe erhellt, um den Ausdruck zu steigern, während eine Mondsichel ihren Lichtschein durch die Fenster im Hintergrund auf die Trinker am Tisch wirft. Alle Bildelemente Raum, Figur und Farbe sind in ihrer Darstellung zur äußersten Expression getrieben: „Was Gramatté will, ist: aus der Innerlichkeit, aus dem Seelischen allein Ausdruck und Wesen gewinnen (…) Bei Gramatté konzentriert sich die Ausdruckskraft auf das Gesicht, die Augen, vor allem auf die Hände. (…) Das von Innen her Leuchtende, das Magische, das Transparente: in der Gebärde“ (Hermann Kasack, in: Die Horen, Monatshefte für Kunst und Dichtung, Heft VI, Berlin 1927/28). – Von sehr guter Erhaltung.

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