Martin Schongauer

Der Auszug zum Markte

Details

Bartsch VI, 157, Nr. 88; Lehrs, Bd. V, 90; Falk/Hirte 90; Hollstein 90.

Literatur:
N.G. Stogdon, Catalogue X: Martin Schongauer, New York 1996, Kat.-Nr. 31.

Ausstellung:
Colmar 1991, Unterlinden Museum, Der hübsche Martin, Nr. K. 4.

Provenienz:
Hendrikus Egbertus ten Cate (1868-1955), Almelo, verso mit dem Stempel (Lugt 533b);
M. Knoedler & Company, New York, Catalogue of the thirteenth Annual Exhibition of Engravings, woodcuts, etchings of the XV and XVI centuries. 4.-30. April 1936, S. 11, Los 23, mit Abb. S. 18.

Beschreibung

Ausgezeichneter, zarter, in den Konturlinien schwarzer und scharfer Abzug der reizvollen Darstellung einer zum Markt reitenden Bauernfamilie, eingebettet in eine elsässische Landschaft. Vorliegender Kupferstich ist einer der seltenen profanen, genrehaften Darstellungen, der in technischer Ausführung, Detailreichtum und in der Schilderung der Figuren eine Anlehnung an die niederländische Malerei wiedergibt. Lehrs klassifiziert das Werk anhand des Wasserzeichens zur ersten, frühen Gruppe und weist es dem Frühwerk Schongauers zu, auch das steilschenklige „M“ im Monogramm spricht für einen frühen Kupferstich des Künstlers.
Der Stich zeigt eine dreiköpfige Bauernfamilie auf dem Weg zum Markt. Der Bauer, mit einem Korb und einem Sack über der Schulter, führt müde und gebeugt sein Pferd. Er trägt ein Schwert, das in einer unten beschädigten Scheide steckt, ein Zeichen dafür, dass die Wege über Land nicht sicher waren. Auf dem Pferd reiten die Bäuerin und ihr Kind. Sie ist barfuß, in der einen Hand hält sie Geflügel, in der anderen einen langen Zweig, der sich kronenartig gabelt, an ihrem Gürtel hängt ein Messer in der Scheide. Hinter ihr sitzt das Kind mit einer kunstvollen Kopfbedeckung. Im Hintergrund rechts ist ein Dorf mit Kirche und Ziehbrunnen sichtbar. Die hügelige Landschaft wirkt sanft und fruchtbar. Nach Thomas Hirte greift Schongauer bei der Anlage der Landschaft auf einen Altar von Dierick Bouts zurück. Die Komposition der Figuren erinnert an die traditionelle Darstellung der „Flucht nach Ägypten“. Jedoch fehlt bei vorliegender Darstellung jeder sakrale Bezug. Der Kupferstich gehört zu den ersten, die Schongauer nach seiner Rückkehr von der Wanderschaft nach Beaune in Burgund und in den Norden der Niederlande schuf. Lehrs kennt etwa 40 Exemplare in öffentlichen Sammlungen. – Der obere Rand sorgsam angesetzt. An der unteren Kante mit einer fachgerechten und unauffälligen Ausbesserung, ansonsten in sehr gutem Zustand. Äußerst selten!

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