Details

Provenienz:
Privatbesitz, Süddeutschland, von den Urgroßeltern des jetzigen Besitzers beim Künstler direkt erworben, seitdem im Familienbesitz.

Beschreibung

Das kleine Gemälde trägt den Titel „Dezember“ und man erkennt sofort, weshalb: Ein Pavian schmiegt sich an einen grünen Kachelofen, er sucht wie der Mensch im Dezember Wärme. All das erzählt Gabriel von Max mit lockeren, breiten Pinselstrichen, die genauso wie das von Fell und Ofen reflektierte Licht das Momentane der Situation, den Augenblick der Beobachtung betonen. Auch wenn es nur ein Moment ist, den Gabriel von Max festhält, ist er nicht ohne Tiefgründigkeit: Der Pavian hat den Blick nach unten gerichtet, doch hat er kein Ziel – er schaut ins Leere und hält eine weiße Nelke. Könnte die weiße Nelke, in der christlichen Ikonografie Symbol für Reinheit und Unberührtheit, in Kombination mit dem melancholischen Blick des Pavians eine Rückschau auf Vergangenes bedeuten, auf etwas Ursprüngliches, Unschuldiges, das verloren ist und nicht mehr wiederkommt? Es liegt tatsächlich ein Hauch von Abschied im Blick des Pavians, doch wir wissen es nicht.
In der Vermenschlichung des Affens zeigt sich Max als Anhänger der Evolutionstheorie Charles Darwins, die den Kreationismus endgültig ad acta legte. Seine emotionsgeladenen „Bildnisse“ von Affen zeugen von Gabriel von Max‘ tiefem Interesse am Wesen des Menschen, dem er nicht den Spiegel, sondern den Affen vorhält. Der Anthropologe und Darwinist Max feierte als „Seelenmaler“ mit solchen Bildern von Affen, die menschliche Regungen zeigen, die die menschliche Anatomie studieren, sich zu Kunstrichtern aufschwingen oder zu gemeinsamer Kunstbetrachtung zusammenkommen, bei seinem Publikum große Erfolge. Seit seinem ersten Gemälde eines toten Affen mit dem Titel „Schmerzvergessen“ aus dem Jahr 1871 hatte Max ein starkes anthropologisches Interesse entwickelt, an seiner Entwicklung und seinem Ursprung, das ihn zu den existenziellen Fragen der Menschwerdung und des Daseins führte. Eine solche „Existenzfigur“ ist auch das Bildnis unseres Affen, dessen melancholischer Blick in die Ferne schweift. Vom Grün des Ofens, der in der Wohnstube von Max‘ jetzt verfallenden Villa in Ammerland stand, abgesetzt, entwickelt er im Bildnis des Affen jene sinnende Intensität, die die Frage nach dem Was in den Raum zu stellen scheint: Wer bin ich, wo komme ich her?
Seine Affenbilder sind gleichsam Parabeln auf das menschliche Dasein. Als Anregung und Anschauungsmaterial bei diesen existentiellen Erkundungen diente ihm eine kleine Affenherde – zeitweise bevölkerten 14 Affen sein Anwesen –, die er zu Studienzwecken herangezüchtet hatte. Seit den 1890er Jahren hat Max zahlreiche solcher kleinformatigen Affenbilder geschaffen – unser Gemälde ist erst nach 1900 entstanden, als Max geadelt wurde –, die er direkt für den Kunstmarkt bzw. für Sammler malte. Mit diesen Verkäufen finanzierte er den Aufbau seiner rund 60.000 Objekte umfassenden Sammlung zoologischer und ethnografischer Relikte, darunter auch Tier- und Menschenschädel, die er vor allem in seiner Villa in Ambach am Starnberger See aufbewahrte, wo er zumeist in stiller Abgeschiedenheit arbeitete.
Dr. Peter Prange

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