Details

Roennefahrt 1199; Wichmann 810.

Literatur:
Günther Roennefahrt, Carl Spitzweg. Beschreibendes Verzeichnis seiner Gemälde, Ölstudien und Aquarelle, München 1960, S. 269, Kat.-Nr. 1199, mit Abb.;
Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg und die französischen Zeichner, Ausst.-Kat., Haus der Kunst, München 1985, S. 504, Kat.-Nr. 762, mit farb. Abb. S. 401;
Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke, Stuttgart 2002, S. 310, Kat.-Nr. 642, mit farb. Abb.

Ausstellung:
Münchner Malerei unter Ludwig I., Galerie Heinemann, München 1921, S. 53, Kat.-Nr. 408, mit dem Titel „Beim Einsiedler“.

Provenienz:
Gebhardt, München, 4.2.1955;
Privatbesitz, Winterthur, laut Roennefahrt, verso beschriftet „Eigentum von … “ (verblasst);
Sammlung Georg Schäfer, Schweinfurt (Inv.-Nr. 2913), auf der Rahmenrückseite mit dem Etikett;
Privatsammlung, Süddeutschland.

Beschreibung

In Folge der Säkularisation kirchlicher Güter im Kurfürstentum Bayern in den Jahren 1802/03 waren hunderte Klöster durch strangulierende Maßnahmen enteignet, der Jesuitenorden sogar aufgehoben worden. Das kulturelle und intellektuelle Leben kam jedoch nicht gänzlich zum erliegen, sondern konnte durch den Rückzug ins Private konserviert werden. Gleichzeitig hatten sich zahllose, heimatlos gewordene Mönche in die Waldeinsamkeit zurückgezogen. Die meisten fristeten dort ein Leben voller Entsagungen, das Künstlern und Schriftstellern gleichermaßen als Anregung diente: Während sich Moritz von Schwind oder Ludwig Richter dem Thema in spätromantischer Verklärung näherten, zeigt Spitzweg in zahlreichen Varianten die Eremiten, Klausner und Mönche, wie sie sich in ihrer selbstgewählten, schlichten Zurückgezogenheit stets ein Quäntchen Lebensfreude bewahrt haben. Auf diesem schmalen Querformat, das dem Spätwerk Spitzwegs zugeordnet werden kann, begegnen wir einem in Abgeschiedenheit lebenden Mönch, der vor seiner spärlichen Behausung sitzt und, während die nachmittägliche Sonne seine Wäsche trocknet, mit einem Strickstrumpf hantiert. Sein einziger Geselle ist ein umherstelzender Rabe. Solche Einsiedeleien waren beim städtischen Publikum ausgesprochen beliebt, führten sie ihm doch vor Augen, was in seinem hektischen Alltag unbemerkt verloren gegangen war – den Willen zur Muße, auch zur Kontemplation, den der genügsam vor sich hin arbeitende Mönch verkörpert.

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