Details

Ausstellung:
Waldungen. Die Deutschen und ihr Wald, Akademie der Künste, Berlin 1987, mit ganzs. farb. Abb. S. 266.

Provenienz:
Michael Hille, Berlin;
Galerie Michael Haas, Berlin;
Galerie Neher, Essen;
Privatsammlung, Düsseldorf;
Galerie Brigitte Ihsen, Köln;
Galerie Paul Maenz, Köln;
Phillips, New York 18.5.2000, Los 30;
Privatbesitz;
Christie’s, London 21.6.2007, Los 338;
Phillips, London 29.6.2017, Los 9;
Chu Foundation, Hong Kong;
Sotheby’s, Hong Kong 6.10.2020, Los 1103;
Privatbesitz, USA.

Beschreibung

• Schlüsselwerk in Baselitz‘ wichtiger Serie der Frakturbilder von 1966 bis 1969
• Provokatives und herausforderndes Sujet, welches die ästhetischen und konzeptionellen Grundsätze der Malerei von Baselitz vereint
• Die Frakturbilder waren 2021 zentraler Bestandteil der bedeutenden Retrospektive im Centre Pompidou in Paris

Das Frühwerk von Georg Baselitz ist figürlich und wild – genau das Gegenteil von Abstraktion und Informel, welche Anfang der 1960er Jahre die vorherrschenden Bildformen der zeitgenössischen Malerei waren. In den Berliner Galerien hatte er daher keine Chance, seine Bilder auszustellen. Gemeinsam mit seinem Studien- und Künstlerfreund Eugen Schönebeck entschloss er sich folglich aktiv zu werden. 1961 organisierten sie selbst ihre erste gemeinsame Ausstellung in einem zum Abriss freigegebenen Wohnhaus in Berlin-Wilmersdorf. Sogar eine Art Werbekampagne hatten sie sich dafür ausgedacht: Sie verfassten das „Pandämonische Manifest“, eine wütende Streitschrift, in der beide Künstler das Hässliche, Obszöne und Blasphemische zu den wichtigsten Themen einer neuen figurativen Malerei erklärten.
Einige Jahre später entwickelt Baselitz eine seiner wichtigsten Werkreihen, die sogenannten Frakturbilder, in denen er eine neue Ordnung für seine stark emotionale Malerei zu finden versucht. In diesen Arbeiten, von denen „Ein Werktätiger“ ein herausragendes Beispiel ist, baut Baselitz auf der vorangegangenen Serie der Helden auf. Er schafft eine Form der verzerrten Figuration, die schließlich zu den ersten Umkehrungen oder auf dem Kopf stehenden Kompositionen führt, welche er ab 1969 ausführt. Die Frakturbilder stehen somit am Schnittpunkt zweier wichtiger Strömungen im Werk des Künstlers: dem Wunsch, ein Werk zu schaffen, das sich mit dem Erbe des Zweiten Weltkriegs auseinandersetzt, und dem Bedürfnis, einen neuen Weg zu finden, Bilder zu schaffen, die das Subjekt objektivieren und verzerren, ohne sich in den Bereich der reinen Abstraktion zu begeben.
In der Darstellung des axtschwingenden Arbeiters zersplittert ein Werktätiger die Leinwand in jeder Hinsicht; das Bildfeld wird fließend und gewaltsam zerrissen und in eine schizophrene und zersplitterte Komplexität zerlegt. Wie fast alle Werke, die Baselitz in den 1960er Jahren schuf, bezieht sich „Ein Werktätiger“ auf das Konzept der Nation nach dem Zweiten Weltkrieg. Es stellt die Nostalgie der Vorkriegszeit, die durch den Holzarbeiter mit der Axt symbolisiert wird, dem Schrecken des Krieges gegenüber.
Baselitz‘ Frakturbilder sind provokativ, herausfordernd und von bahnbrechender Bedeutung. Sie bilden den Höhepunkt der ästhetischen und konzeptionellen Grundsätze, die seine Malerei der 1960er Jahre bestimmt und die Grundlage für sein künstlerisches Schaffen der folgenden 50 Jahre legt. „Ein Werktätiger“ ist ein außergewöhnliches Gemälde, das von einer wilden Schönheit und der konzeptionellen Strenge zeugt, die für die herausragendsten Werke von Baselitz charakteristisch sind.

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