Karl Schmidt-Rottluff

Arbeitender Mann (Postkarte)

Details

Verso mit Ergänzungen von fremder Hand, darunter eine Adressänderung und ein Poststempel.

Mit einer Fotoexpertise von Prof. Dr. Gunther Thiem, Stuttgart, vom 9.8.2001.
Wir danken Christiane Remm, Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung, Berlin, für die freundlichen Hinweise bei der Katalogisierung dieses Werkes. Die Arbeit ist im Archiv der Stiftung dokumentiert.

Literatur:
Wietek, Gerhard: Karl Schmidt-Rottluff. Zeichnungen auf Postkarten, Köln 2010, Kat.-Nr. 152, mit farb. Abb. S. 444.

Provenienz:
Ehepaar Dr. Peter und Paula Magnussen, Berlin;
Nachlass Paula Schiff-Magnussen;
Städtisches Museum Mühlheim a.d. Ruhr, verso mit dem Inventarstempel;
Ketterer, München 29.11.1993, Los 289;
Galerie Maulberger, München, 2001;
Privatsammlung, Hamburg;
Ketterer, München 19.5.2001, Los 32;
Privatbesitz, Bremen.

Beschreibung

Verso mit dem Text:
„S. H. Herrn Sanitätsrat Dr. P. Magnussen u. Frau
Tempelhof-Berlin, Parkstr. 1
Liebe Magnussens, sind Sie bald auf dem Weg nach Kampen? Es wird Ihnen sicher sehr gefallen – es ist herrlich dort – weiträumig und gedehnt. Uns geht’s jetzt ganz gut. Anfangs waren wir von der Luft u. dem vielen Wind reichlich nervös geworden – so zerzaust!
Alles Gute für Kampen.
Ihr SR u. Frau.“

• Aquarell im charmanten Kleinformat einer Urlaubspostkarte
• Schmidt-Rottluff sendet eigens gefertigte Karten an Freunde, Kollegen und Mäzene, die Gruß und Kunst zugleich sind
• Farbenfrisches Zeugnis der Freundschaft zwischen dem Künstler und dem Ehepaar Magnussen

Seit 1870 gibt es in Deutschland die Postkarte, diese zehn mal fünfzehn Zentimeter großen Pappstücke, bedruckt mit pittoresken Szenerien oder charmanten Witzchen. Dem Massengeschmack entsprechend, zeigen sie beliebte Urlaubsziele und sind dabei – oft ähnlich wie die Texte auf ihnen – nicht besonders individuell.

Dass es auch anders geht, zeigt Schmidt-Rottluff jahrzehntelang. Immer wieder fertigt er eigene Karten, um sie an Freunde, Kollegen und Mäzene zu senden. Sie sind Urlaubsgrüße und Kunstwerke zugleich, intime kleine Geschenke des großen Malers.
1921 hält sich Schmidt-Rottluff in Pommern auf. Gemeinsam mit seiner Gattin verbringt er dort den Sommer auf dem Land und produziert zahlreiche Werke. In diesem Sommer zeigt er Menschen bei der Arbeit: Auf den Feldern, in Werkstätten oder in den Häfen. Der Künstler ist fasziniert vom Schaffen und Erschaffen. Auch in den Jahrzehnten danach wird er immer wieder die schöpferische Kraft des Handwerks in seinen Arbeiten anrufen.

Im hier angebotenen Kärtchen zeigt er seinen Freunden, dem Ehepaar Magnussen, einen arbeitenden Mann, der mit einer Forke oder Schaufel einen Haufen verhebt. Was genau hier geschafft wird, bleibt im Unklaren, doch wird die Faszination für die Landarbeit des bürgerlichen Malers ebenso wie seiner bürgerlichen Freunde sichtbar.

Mit diesen verbindet Schmidt-Rottluff mehr als nur die Liebe zum Wind in Kampen, an den der Maler sich noch Jahre nach seinem eigenen Besuch dort erinnert. Paula Schiff-Magnussen ist ausgebildete und äußerst produktive Künstlerin. Zeitlebens verkauft sie – offenkundig bewusst – kein einziges Bild, doch sie entwickelt sich künstlerisch stetig weiter. Sie lernt in Paris, ihr Stil variiert: Mal altmeisterlich, mal ganz im Sinne der modernen Strömungen um sie herum greift Paula Schiff-Magnussen permanent viele verschiedene Inspirationen auf und versammelt diese in ihrem Œuvre, welches besonders Porträts von Frauen, aber auch weiblichen Räume ebenso wie Landschaftsdarstellungen umfasst. Seit 1907 ist Schmidt-Rottluff mit ihr befreundet. Kennengelernt in Dangast im Rahmen von Arbeitsaufenthalten dort, intensiviert sich der Kontakt ab 1911. Schmidt-Rottluff zieht nach Berlin, wo die mittlerweile mit dem Arzt Peter Magnussen verheiratete Künstlerin seit kurzer Zeit ebenfalls lebt. Schmidt-Rottluff muss fasziniert von ihr gewesen sein. Nicht nur schafft er in den 1920er Jahren einen Armreif aus Silber für sie, auch wird er noch 1956 ihren Elan und Energie preisen. Die von ihm an sie gesandte Postkarte fand sich im Nachlass der Künstlerin, welcher zunächst an das Museum in Mühlheim an der Ruhr ging.

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