Details

Nappi A 31.

Literatur:
A.E. Austin, in: The fantastic visions of Monsù Desiderio, John and Mable Ringling Museum of Art, Ausstellungskatalog, Sarasota 1950, S. 22, Kat.-Nr. 34, Abb. 35;
Felix Sluys, Didier Barra et François de Nomé dits Monsù Desiderio, Paris 1961, S. 59, Kat.-Nr. 14 (ohne Abb.);
Maria Rosaria Nappi, François De Nomé e Didier Barra: l’enigma Monsù Desiderio, Mailand 1991, S. 84, Kat.-Nr. A 31, mit Abb. (mit abweichenden Maßangaben und als Verbleib unbekannt).

Provenienz:
J.H.C. Baring Esq., 9 March 1929, auf dem Keilrahmen mit Etikett;
Christie’s, London, Auktion, 24.7.1936, Los 57 (als „Italian School“);
Sotheby’s, London, Auktion, 8.12.2005, Los 345;
Gallery Pintelon Corinne, Aalst;
Privatbesitz, Süddeutschland.

Beschreibung

François de Nomé gehört zu den rätselhaftesten Künstlern, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Italien gewirkt haben. Bis 1956 wurde er mit seinem Landsmann Didier Barra unter dem Notnamen Monsù Desiderio subsumiert. Erst Raffaello Causa lüftete die beiden Identitäten. Die bisher fundierteste Auseinandersetzung legte aber Maria Rosaria Nappi mit ihrem Werkkatalog mit getrennten Zuschreibungen vor.
Es ist überliefert, dass De Nomé in Metz geboren wurde, 1602 aber nach Italien übergesiedelt war und sich nach einem Aufenthalt in Rom dauerhaft in Neapel niedergelassen hatte. Er malte fantastisch anmutende Architekturen, bei denen er existierende Bauwerke mit erdachten Architekturausformungen vermengt. Er zeigt aber auch katastrophenhafte Vorkommnisse wie z.B. einstürzende Deckengewölbe, die er gleich einem „Movie-Still“ inszeniert. Es ist nicht bekannt, ob De Nomé jemals Venedig besucht hat. Wohl ließ er sich für seine detaillierten topografischen Ansichten der Piazzetta San Marco von zeitgenössischen Stichen inspirieren, etwa von Joseph Heintz dem Älteren (1564-1609). So waren ihm sicherlich auch die beiden Darstellungen des lichterloh brennenden Dogenpalastes von Joris Hoefnagel (1542-1601) bekannt.
Der Bacino di San Marco, das Herz der Serenissima, öffnet sich in einem scharf gezeichneten Panorama. Auf dem leicht kräuselnden Wasser treiben, etwas schematisch nebeneinandergesetzt, Gondeln in einer Prozession am Markusplatz vorüber. Am grauen Himmel ballen sich die Wolken, während von links, sprichwörtlich wie aus heiterem Himmel, Licht auf den Platz einfällt und den unteren, marmorverkleideten Teil des Campanile aufleuchten lässt. Dogenpalast, Markusdom und der horizontale Riegel der Torre dell’Orologio werden ebenfalls hell erleuchtet, während die Biblioteca Marciana einen großflächigen Schatten auf den Platz wirft. Darauf herrscht lebhaftes Treiben. Die Bürger zieht es nach mehreren überstandenen Pestepidemien wieder nach draußen. Eine Vielzahl elegant gekleideter Figuren bewegt sich über den Platz, an der Mole wird ausgelassen musiziert. Um einen tanzenden Artisten hat sich ein Kreis an Zuschauern gebildet. Die Festivitäten zum Himmelfahrtstag haben begonnen, an dem Venedig die sposalizio del mare, ihr symbolisches Eheversprechen mit dem Meer, erneuert. Dafür spricht auch der Bucintoro, die prächtige vergoldete Galeasse des Dogen, die auf dem Wasser bereit zur Abfahrt liegt. Alljährlich fuhr der Doge, begleitet von Mitgliedern des Klerus, auswärtigen Botschaftern und 168 Ruderern, hinaus auf die Lagune, wo er einen geweihten Ring bei der Vorbeifahrt am Lido in die Adria warf. Dieser Ritus reicht in das Jahr 997 zurück, als Pietro II. Orseolo mit einer Galeere in See gestochen war, um die Unterjochung der dalmatinischen Küstenstädte durch Piraten zu beenden. Dieser Befreiungsschlag hatte die lang währende Herrschaft Venedigs über diese Küstengebiete begründet.

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