Carl Morgenstern

„Blick über den Tiber auf die Sabiner Berge“

Details

Provenienz:
Privatsammlung, Baden-Württemberg.

Beschreibung

Carl Morgenstern, Mitglied einer weitverzweigten Künstlerfamilie aus Frankfurt, brach im Herbst 1834 zusammen mit der Familie des Kunsthändlers Jean Noë von München aus nach Rom auf, wo er im November eintraf und fast drei Jahre blieb. Der künstlerische Ertrag waren großartige Ölstudien, zu denen auch unser kleines Gemälde gehört. Doch Morgenstern hatte zunächst Probleme, sich auf die neue Landschaft einzulassen – er klagte über grelle und monotone Farben, hohe Horizonte und das intensive Blau des Meeres, gipfelnd in dem harschen Urteil: „Hier in Rom ist für einen Landschafter gar nichts“ (Brief an die Eltern vom 14. Januar 1835). Doch es dauerte nicht lange, bis Morgenstern glaubte, „dahinter zu kommen, jetzt sehe ich die Natur schon weit vernünftiger an“ (Brief an die Eltern vom 25. Mai 1836). Zusammen mit seinen Malerfreunden erkundete Morgenstern die Umgebung von Rom, wanderte in die Albaner Berge, hielt sich längere Zeit in Tivoli auf und entdeckte den Reiz der römischen Campagna. Diese unmittelbare Umgebung Roms mit ihren vertrockneten, erdigen Böden, mit wenig Vegetation und noch weniger Menschen, diese Ödnis war auch Ziel von Morgensterns malerischen Erkundungen, die wohl ins Jahr 1836 fielen, als er sich entschlossen hatte, keine Sommerreise zu unternehmen. Unser Gemälde zeigt den Blick über den in Schwüngen fließenden Tiber flussaufwärts gen Norden bis zu den Bergzügen mit dem markanten Monte Soratte im Hintergrund. Morgensterns Standort liegt nicht unweit der Acqua Acetosa, jener barocken, bei Morgensterns Zeitgenossen beliebten Brunnenanlage, die dem Maler den Überblick über die Landschaft gewährte. Morgenstern ging dagegen etwas flussaufwärts, herunter in die Ebene, um „mitten drin“ zu sein. Er befindet sich direkt am Fluss, sitzt an der Uferböschung und richtet den Blick nach Norden, der ohne Begrenzung ist, der an den Seiten von keinem Repoussoir eingefasst wird – es ist keine Komposition, es ist ein unmittelbar erfasster Ausschnitt von einem Stück Natur. Der Fluss windet sich in tiefblauen Schwüngen, nur gestört durch die weiß aufschimmernde Gischt eines kleinen Wasserfalls, durch die karge Landschaft, bis er mit der Bergkette im blauen Dunst verschwimmt, er in der Farbe verschwindet. Die delikate Farbigkeit aus Erd- und intensiven Blautönen, die direkt der Natur abgeschaut sind und zu Morgensterns Markenzeichen wurden, wirken bei gleichzeitig lockerer, skizzenhafter Pinselführung modern und vermögen aufzuzeigen, wie erfolgreich Morgensterns Auseinandersetzung mit der römischen Landschaft war. Mit solch lichtdurchfluteten, prägnanten Ölskizzen, die für sich als autonomes Kunstwerk stehen, die auf kein ausgeführtes Gemälde zielen, mit solchen Ölskizzen schloss sich Morgenstern Künstlern wie Karl Blechen, Heinrich Reinhold oder Johann Heinrich Schilbach an, die erst kurz zuvor die Ölskizze in der deutschen Malerei etabliert hatten.

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