Details

Provenienz:
Tajan (S.V.V.), Paris, Auktion, 21.6.2010, Los 36;
Sammlung Piraneseum in der Nähe von San Francisco.

Beschreibung

Die Darstellung verrät den Einfluss, den der langjährige Italienaufenthalt auf den jungen Künstler ausgeübt hatte. 1754 hatte Hubert Robert auf Geheiß seines Vaters den frisch ernannten französischen Botschafter beim Papst, den Marquis von Stainville, nach Rom begleitet. Er war Stipendiat der Académie de France und kehrte erst elf Jahre später nach Paris zurück. Besonders beeindruckt hatten ihn in jener Zeit die grotesk-grafischen „Vedute di Roma“ von Giovanni Battista Piranesi und die theatralisch überhöhten Interpretationen römischer Monumente von Giovanni Paolo Pannini, in dessen Werkstatt er tätig gewesen war. Beide Einflüsse klingen in seinen Werken an, jedoch gelingt es ihm, das sanfte südliche Licht mit einem Pinselstrich einzufangen, der stellenweise so aufgelockert und pastos ist, dass er impressionistisch anmutet. Bald nannte man ihn „Robert des ruines“, weil er die verfallenen Gemäuer der ewigen Stadt pittoresk erscheinen lassen konnte wie kein zweiter Maler seiner Zeit. Umgeben und gleichsam unbeachtet von einem bunten Treiben aus Hirten, Bauern und Wäscherinnen werden die bröckelnden oder gar umgestürzten Säulen zu maroden Zeugen einer großen, längst ruinösen Vergangenheit, grasüberwachsen und stumm.
Auch in der vorliegenden Szene schöpft Robert aus dem Repertoire seines römischen Motivschatzes und bevölkert die Kolonnaden des Petersplatzes mit Figurenstaffagen. Im Schatten von Berninis fünfzehn Meter hohen Säulen haben sich Stadtmenschen zusammengefunden, die Männer uniform in langen Gewändern, die Frauen drall und rosig, mit verrutschten Gewändern und herabhängenden Haarsträhnen. Einige Personen scheinen nach oben auf den Säulengang zu drängen, hin zu weiß gewandeten Männern, die gegen Berninis Steinmauern lehnen. Der eine zeigt mit ausgestrecktem Arm auf einen vor ihnen bäuchlings daliegenden Mann, fast so als solle über diesen gerichtet werden. Denselbe Ausschnitt wählte Hubert für eine Grafitzeichnung, ebenso wurde die Architektur von seinem Kollegen Giacomo Quarenghi (1744-1817) in einer aquarellierten Zeichnung festgehalten.
Das Bild wurde von Joseph Baillio, Wildenstein Platner Institute, begutachtet und wird in den Catalogue Raisonné des Künstlers aufgenommen.

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