Ernst Friedrich Carl Lang (zugeschrieben)

6 Bll.: Blumenstücke

Beschreibung

Vorhanden: Königin der Nacht (Selenicerus grandiflorus) mit Spinne – Tulpe mit Bläuling und Raupe – Tuberose (Polianthes tuberosa / Agave polianthes) mit Perlmuttfalter und Fliege (?) – Blaue Ranunkel mit Postillon und sitzendem Käfer – Rote Ranunkel mit Postillon und anfliegendem Käfer – Distel mit Perlmuttfalter, Lilienhähnchen und Spinne.

Die Gouachen entstanden ohne Zweifel im engeren Umkreis der Barbara Regina Dietzsch in Nürnberg. Dies lässt sich nicht nur aus der gleichermaßen feinen wie haptischen Deckfarbenmalerei oder aus der für die Nürnberger Blumenmalerei dieser Zeit charakteristischen Repräsentation einer einzeln vor dunkelbraunem Grund stehenden Blume schließen, sondern auch und vor allem aus der Übernahme von Motiven aus dem Umkreis der Dietzsch. Heidrun Ludwig sieht unsere sechs Gouachen stilistisch am ehesten im Werk von Ernst Friedrich Carl Lang verankert, der die Blumenmalerei vermutlich in der Werkstatt der Familie Dietzsch erlernte: „Zeitlebens folgte er Darstellungen von Vögeln und Blumen der Barbara Regina Dietzsch, deren hohe malerische Qualität er stets zu imitieren suchte und fast erreichte, wobei er, für das geschulte Auge erkennbar, doch flüchtiger und schematischer malte als die Meisterin ihres Faches. Lang erreichte nicht die Freiheit und sichere Ponderation der Kompositionen von Barbara Regina Dietzsch, kam ihren Werken insgesamt aber recht nahe“.
Eine zweite Fassung der „Königin der Nacht“ hat Heidrun Ludwig in den 1990er Jahren stilistisch dem in Nürnberg in diesem Zeitraum tätigen und wahrscheinlich aus den Niederlanden stammenden Blumenmaler Joseph Karell zugeordnet. Sie befindet sich im Berliner Kupferstichkabinett (Gouache auf Karton, 28,6 x 21,2 cm, Inv. Nr.: Kdz 23437,20). Das mutmaßliche Vorbild der beiden Gouachen war eine Darstellung der „Königin der Nacht“ von Georg Dionysus Ehret (1708-1770) für die vierte, 1755 publizierte Dekurie des in Nürnberg von Christoph Jacob Trew herausgegebenen Tafelwerks „Plantae selectae“, das 1750-92 in Augsburg im Verlag von Johann Jacob Haid gestochen und veröffentlicht wurde. Ehrets 1746 datierte Vorzeichnung für diese Tafel hat sich im Kupferstichkabinett des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg erhalten (vgl. Heidrun Ludwig, Rediscovery of the original drawings of Georg Dionysius Ehret for the Plantae selectae“ in: Archives of Natural History 20, part 3, Oktober 1993, S. 381-390). Die Berliner Gouache „Königin der Nacht“ wirkt etwas strenger und botanischer als vorliegende Fassung, da der Maler auf eine Verlebendigung durch die Insektenstaffage (Spinne) und die Spinnfäden verzichtete.

Die „Blaue Aurikel“ ist Ludwig ebenfalls in einer zweiten Fassung bekannt. Diese befindet sich im Fitzwilliam Museum Cambridge, Dept. of Prints and Drawings (Inv. Nr. PD 735-1973. In Cambridge wird die Gouache traditionell und durchaus glaubwürdig dem Maler Ernst Friedrich Carl Lang zugeschrieben.

Das Motiv der Distel mit Perlmuttfalter ist in der Dietzsch-Nachfolge mehrfach nachweisbar. Vorbild für die Motivgruppe war möglicherweise ein sehr fein ausgeführtes Distelbild von anderer Hand, eine Distel mit Insekten vor weißem Grund, Gouache auf Pergament, 29 x 21 cm. Diese Gouache wurde in Amsterdam: Paul Brandt, 18.-21.12.1950, lot 360 (Abb. in: Weltkunst 15.2.1951) mit einer Zuschreibung an Maria Sibylla Merian gehandelt und kam in die Amsterdamer Sammlung Chr. Van Eeghen. Das Blatt wurde 1958 in Amsterdam ausgestellt: AK. Rijksprentenkabinet Amsterdam 1958, Verzameling Mr. Chr. Van Eeghen, S. 70, Nr. 138, m. Abb.
In Kabinettrahmung in dunkelbraunem Passepartout mit einer Einfassung mit schmalem Pappgoldstreifen. – Im dunklen Grund vereinzelt mit kaum sichtbaren Kratzern, ansonsten farbfrisch und sehr gut erhalten.

Wir danken Dr. Heidrun Ludwig, Griesheim, für die Identifizierung des Künstlers und die Katalogisierung dieses Loses.

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