Lovis Corinth

Tulpen, Flieder und Kalla

Details

Berend-Corinth 647.

Literatur:
Schenk, Rolf/Franke-Schenk, Catherine (Hrsg.), Hundert Jahre mit der Kunst: 1913 bis 2013, München 2013, Bd. II, Kat.-Nr. 5, mit ganzs. farb. Abb. S. 51.

Ausstellung:
Lovis Corinth, Von der Heydt-Museum, Wuppertal 1999, Kat-Nr. 34 (mit Abb. S. 131).

Provenienz:
Galerie Thannhauser, Berlin;
Graphisches Kabinett, Bremen;
Privatsammlung, Österreich;
Privatsammlung, Süddeutschland.

Beschreibung

Ein prachtvoller, bunter Blumenstrauß quillt aus einem schweren Glaskrug und leuchtet betörend in unmittelbarster Nähe vor dem Betrachter. In einer Orgie von Farben setzt Corinth das Weiß der Cala neben die satten Rispen des Flieders, dessen Lila sich gegen die gelben Tulpen abhebt. Die Rottöne changieren vom hellen Lachsrot der mittigen Tulpe über das satte Karmesinrot des Mohns bis hin zum bräunlichen Ton der unteren Blüten. Der Maler erfasst hier die kreative Kraft der ersten Jahreszeit symbolisch in einem Frühlingsstrauß, der schier die Bildfläche zu sprengen scheint.
Im Dezember 1911 erleidet Corinth einen Schlaganfall; fast ein Jahr lang kann er nicht malen. In dieser Zeit befasst sich der Künstler vermehrt mit der Vergänglichkeit des Lebens. Als er den Pinsel wieder auf die Leinwand bringen kann, entstehen zunehmend Blumenbilder, häufig versehen mit denselben Symbolen der Sterblichkeit und Vergänglichkeit wie in den von ihm bewunderten holländischen und flämischen Stillleben des 17. Jahrhunderts. Corinth malt nun Blumen wie Selbstporträts an seinen Geburtstagen. In diesen feiert er in häufig reich ausgearbeiteten Darstellungen die farbige Blütenpracht. Während die Stillleben, die vor seinem Schlaganfall entstanden, eher ruhig und geordnet wirken, erscheinen die neuen Arbeiten kompositorisch und gestalterisch freier und unmittelbarer. So wirkt unser Gemälde wie aus den Fugen geraten mit seiner a-perspektivisch erfassten, fließenden und mitreißenden Räumlichkeit. Der expressive Duktus scheint sich hier fast vom Gegenständlichen zu lösen. Allen Blumenbildern aus dieser Zeit ist dabei ein implizites Element der Vergänglichkeit und Wechselhaftigkeit des Lebens gemeinsam. So zeigt er seine Frühlings- oder Herbststräuße auf dem Höhepunkt ihrer Blüte, an der Grenze ihres beginnenden Verfalls. Jill Loyd schreibt dazu: „Diese Gemälde feiern auf spektakuläre Weise das Leben, die Farbe und die Lebenskraft – immer jedoch mit der Andeutung seiner Zartheit und Unbeständigkeit.“ (Lovis Corinth, Ausst.-Kat., München 1996, S. 74).
Corinth schafft dieses Blumenstillleben 1915 als 57-Jähriger am Höhepunkt seiner Karriere. In diesem Jahr wird er zum Präsidenten der Berliner Sezession wiedergewählt und organisiert nun die Sezessionsausstellung im neuen Ausstellungsgebäude am Kurfürstendamm. Er ist dabei mit vier Werken vertreten, darunter zwei Stillleben, die unmittelbar vor und nach unserem Blumenstillleben in der Berliner Klopstockstraße entstehen.

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