Martin Schongauer

Der thronende Heiland

Details

Bartsch 70; Lehrs 33/I (von IV); Falk/Hirthe 33; The New Hollstein 33 I (von III); Schmitt 33/I (von III).
Ausstellung:
Ausst.-Kat. „Martin Schongauer. Das Kupferstichwerk“, hrsg. von Tilman Falk und Thomas Hirthe, Staatliche Graphische Sammlung München 11.9.-10.11.1991, München 1991, Kat.-Nr. 33, mit Abb. S. 105.
Ausst.-Kat. „Kunst und Können. Drei graphische Techniken und ihre Meister. Schongauer-Kupferstiche, Dürer-Holzschnitte, Rembrandt-Radierungen (…)“, Martin von Wagner Museum Würzburg und Städtische Sammlungen Schweinfurt 1985/1986, Schweinfurt 1985, Kat.-Nr. S-5 (mit Abb.).
Provenienz:
Verso mit einem undeutlichen, nicht identifizierten Sammlerstempel (nicht bei Lugt);
Kornfeld und Klipstein, Bern, Auktion 122, 14.6. 1967, Los 313;
dort erworben von Dr. Otto Schäfer (1912-2000), Schweinfurt;
Karl & Faber, Auktion 249, 26.4.2013, Los 81;
Privatsammlung, USA.

Beschreibung

Ganz ausgezeichneter, tiefschwarzer und in allen Feinheiten transparenter Frühdruck, stellenweise mit Grat und sehr sauber gedruckt. Vor der Verkleinerung der Platte und dem Nagelloch in der Mitte der Platte unter der Einfassungslinie. Mit der voll sichtbaren Plattenkante und mit ca. 7 – 11 mm Papierrand darum herum. Selten so schön.
Drucke des I. Zustands sind sehr selten. Lehrs kannte insgesamt nur etwa 40 Exemplare, davon 12 Drucke des I. Zustands, alle mit *** ausgezeichnet. Das Wasserzeichen „Ochsenkopf mit Stange und Herz“, das Lehrs für dieses Blatt nicht aufführt, nennt er aber für andere Frühdrucke Schongauers. In dieser außergewöhnlichen Gesamtqualität von der größten Seltenheit und wohl nicht mehr auf dem Markt erhältlich. Es handelt sich um das bei Hirthe/Falk abgebildete Exemplar.
Die Figur des segnenden, Weltkugel und Zepter haltenden Gottes wurde einerseits als Christus (Lehrs), andererseits aufgrund des fehlenden Kreuzes im Scheibennimbus auch als Gottvater gedeutet (Bartsch und Wurzbach). Möglicherweise wollte der Künstler aber gar nicht zwischen den verschiedenen Identitäten von Gottvater und Gottessohn unterscheiden, sondern beide Personen in einer einzigen wiedergeben, d.h. Gott in seinen beiden Erscheinungsformen darstellen (Hirthe). Für die Verschmelzung beider gab es eine lange bildliche wie auch theologische Tradition (vgl. in der Buchmalerei die Tradition der Dreifaltigkeitsdarstellung oder die Darstellung der „Deesis“ in Jan van Eycks Genter Altar). Mit der Bildformulierung des von Engeln aufgezogenen Vorhangs, der der Blick auf den thronenden und segnenden Gott freigibt, greift Schongauer auf ältere, vielleicht als besonders ehrwürdig angesehene Vorlagen zurück, die den Ort Gottes symbolisch als „Himmel“ charakterisieren, der gerade geöffnet wird, um den Gläubigen den Weltenherrscher zu präsentieren. – Verso an linker oberer und unterer Ecke mit Montageresten, ansonsten von sehr guter Erhaltung.

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