St. Ubaldus und St. Fridianus
Details
Zambrano/Katz 52 D.
Literatur:
Patrizia Zambrano/Jonathan Katz Nelson, Filippino Lippi, Mailand, 2004, Kat. Nr. 52 D, mit s/w Abb. S. 472.
Ausstellung:
Early Italian Art. From 1300 to 1550. The New Gallery, Regent Street, London, 1893-94, S. 13, Kat.Nr. 69 (als Masaccio), verso mit dem Galerie-Etikett.
Provenienz:
Bertram, 5th Earl of Ashburnham (1840-1913), London;
Christie’s, London, Auktion 13.7.1901, Los 95 (als Masaccio);
Privatsammlung Elberfeld; durch Erbfolge an den heutigen Besitzer.
Beschreibung
Es handelt sich bei vorliegendem Gemälde um eine bedeutende Wiederentdeckung in Oeuvre Filippino Lippis, die unsere Vorstellung vom Aufbau der Pala di San Donato in Scopeto zu vervollständigen hilft. Dargestellt sind Ubaldus, Bischof von Gubbio und Fridianus, Bischof von Lucca. Im Katalog der New Gallery, London, in welcher das Bild 1893/94 ausgestellt war, wird unter der Nummer 66 eine weitere Tafel mit der Darstellung von St. Albinus und St. Bernard genannt, die aus dem gleichen Kontext stammt: beide Tafeln gehörten zur Predella der Pala di San Donato in Scopeto vor den Toren von Florenz. Der Aufbewahrungsort beider Bilder war bislang unbekannt, von den Werken existierten nur alte Schwarz-Weiß-Aufnahmen, nun ist mit vorliegendem Gemälde eine der beiden Tafeln wieder aufgetaucht. Zwei weitere, hochformatige Tafeln aus der Predella mit der Darstellung von St. Donatus und St. Augustinus werden heute im North Carolina Museum of Art, Raleigh (Inv. Nr. GL 60.17.27 und GL.6017.28) aufbewahrt. Von der fünften, laut der Rekonstruktion von Cecchi (1988) in der Mitte angebrachten Predellentafel, existiert nur eine Kopie. Sie zeigt eine Pietà, eingerahmt von zwei Bischöfen und Engeln.
Das dazugehörige, großformatige Altarbild mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige – ein Hauptwerk Filippino Lippis – befindet sich heute in den Uffizien in Florenz.
1494 hatte Filippino Lippi von den Mönchen des Augustinerkonvents von San Donato den Auftrag für das Hochaltarbild der Kirche erhalten. Es sollte der Ersatz für ein Bild Leonardos sein, der 1481 zunächst mit dem Auftrag bedacht worden war. Leonardo hatte sein Bild (heute in den Uffizien, Inv. Nr. 1594) jedoch unvollendet zurückgelassen – ob nun aufgrund seiner 1482 erfolgten Abreise nach Mailand oder wegen der für ihn sehr ungünstigen Modalitäten im Vertrag.
Lippis Gemälde der Heiligen Drei Königen war laut rückseitig angebrachter Datierung am 29.3.1496 vollendet. Nach Vasari (1568) sollen einige der dargestellten Personen mit den Gesichtszügen von Familienmitgliedern der Medici ausgestattet worden sein. In den Grundzügen der Komposition lehnt sich Lippi an Leonardos Bildfindung an, in der Ausschmückung des festlichen Charakters des Ereignisses geht er weit über diesen hinaus. Auswahl und Zusammenstellung der Bischöfe in der Predella dürfte von den Auftraggebern bestimmt worden sein. Ihre Darstellung ist innovativ: hinter einer steinernen Mauer mit den Namenstafeln scheinen die Figuren frei agieren zu können: sie sind in einen Dialog vertieft, beim Gebet oder mit dem Studium der Heiligen Schrift befasst.
Bis zur Zerstörung des Konvents und dem Abriss der Kirche im Jahr 1529 befand sich die Pala di San Donato in der Klosterkirche vor Ort. Danach ist ihr weiteres Schicksal nicht dokumentiert. Vor 1664 müssen die einzelnen Altarbestandteile voneinander getrennt worden sein, denn in diesem Jahr erscheint die Anbetung der Heiligen Drei Könige in einem Sammlungsinventar des Kardinals Carlo de‘ Medici. Nach dessen Tod ging seine Sammlung in den Bestand der Uffizien über. Die Tafeln des North Carolina Museums befanden sich zunächst im Besitz der Aldrovandi, Florenz, dann von Alessandro Contini-Bonacossi, der sie 1935 an Samuel H. Kress, New York, verkaufte. 1941-1951 waren sie in der National Gallery in Washington ausgestellt und wurden 1960 dem North Carolina Museum als Schenkung übertragen. Vorliegende Tafel befand sich Ende des 19. Jahrhunderts zusammen mit der bislang ebenfalls nur in Schwarz-Weiß-Aufnahmen dokumentierten Darstellung des hl. Albinus und des heiligen Bernard in der Sammlung des 5. Earls von Ashburnham und gelangte 1901 nach einem Verkauf durch Christie’s, London, in eine Privatsammlung in Elberfeld (Wuppertal), danach durch Erbgang an den jetzigen Eigentümer.
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