Details

Lüttichau/Pirsig 383.
Literatur:
Lothar-Günther Buchheim, „Otto Mueller. Leben und Werk“, Feldafing 1963, S. 245 (mit Farbabb.).
Ausstellung:
„Otto Mueller 1874-1930“, Kunsthalle Bremen, Kat.-Nr. 69;
„Otto Mueller. Aquarelle, Bilder, Grafik“, Galerie Meta Nierendorf, Berlin, 11.3.-10.5.1957, Kat.-Nr. 6.
Provenienz:
Sammlung Nierendorf-Karsch, Berlin;
Joaquín Herrmann, La Paz, Bolivien;
Thomas Herrmann, La Paz, Bolivien;
Ewa Herrmann, La Paz, Bolivien;
Fanny Arroyo de Uria, La Paz, Bolivien;
aus einer bedeutenden europäischen Privatsammlung.

Beschreibung

Mueller reiste wohl 1922, spätestens aber 1924 zum ersten Mal nach Südeuropa und Ungarn, um dort das Leben von sogenannten Zigeunern zu studieren. Emmy Mueller, die Schwester des Künstlers, erzählte knapp 30 Jahre später, wie der Künstler 1924 „in Spalato und Sarajevo die gleichen Zigeuner wie in Ragusa suchte und fand,“ und diese „ihn wie einen der ihren in ihrem Kreis aufnahmen, so dass er ganz mit unter ihnen lebte.“ Dabei stand die Lebensweise der Zigeuner im scharfen Kontrast zu dem bürgerlichen Leben, das er führen musste: für ihn waren die Wochen, die er bei ihnen verbringen konnte, eine Befreiung von gesellschaftlichen Konventionen. Er identifizierte sich so stark mit ihrer Kultur, dass er ein Zigeuner-Amulett auf der Brust trug und sich selbst als Halbzigeuner suggerierte. Dabei half ihm auch sein Aussehen mit seinen blauschwarzen Haaren und seiner gelblichen Haut. Dementsprechend porträtiert ihn Gerhart Hauptmann in seinem Epos „Till Eulenspiegel“ als „Halbzigeuner“, im „Großen Brockhaus“ wurde er als Halbzigeuner bezeichnet. Er ließ den Mythos entstehen, dass seine Mutter eine Zigeunerin war – in Wirklichkeit war sie die uneheliche Tochter einer böhmischen Magd. Seine Eindrücke bei den Zigeunern verarbeitete er in zahlreichen Arbeiten. Besonders in seinem Spätwerk wendet er sich immer wieder dem Thema zu, das Ende 1926 und Anfang 1927 in der Mappe „Zigeuner“ mit neun farbigen Lithographien kulminiert. Auch in diesen finden sich Darstellungen von Zigeunern vor Planwägen (siehe Karsch 165 und 167). Im selben Jahr entsteht die vorliegende Zeichnung. Auch sie ist in wenigen Farben gehalten und zeigt nackte oder leicht bekleidete Figuren in einer waldigen Landschaft. Ungewöhnlich jedoch ist hier die Darstellung eines Pferdes. Doch auch dieses wird nicht durch Trense oder Halfter gehalten. Wie die Menschen stellt Mueller das Tier als freies, naturverbundenes Wesen dar. – Besonders am rechten Rand mit Knickfältchen und dadurch leichten Farbverlust. Randmängel. Allgemein schön.

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