Details

Clarenbach 290.
Provenienz:
Staempfli Gallery Inc., New York; Westland Mall, Westland, Michigan; Privatbesitz, Pittsburgh.
Ausstellung:
„Fritz Koenig, Recent Sculptures“, Staempfli Gallery Inc., New York, 1963/64, Kat. (mit Abb.).

Beschreibung

Die „Großen gerahmten Figuren“ zählen zu einer um 1960 entstandenen Werkgruppe, in der Fritz Koenig gerahmte Figuren schafft, die sich formal durch eine sehr breite Lagerung der Skulptur und eine stark reduzierte Tiefe auszeichnen. Die von geometrischen Scheiben oder Bögen umfangenen Skulpturen wirken fast wie Reliefs oder Tableaus. Unter den Bögen befinden sich organisch verschmolzene Figuren. Dieser formale Gegensatz zeichnet alle Skulpturen der Werkgruppe aus, so auch dieses Werk: Dicht beieinander steht eine Gruppe zarter, stark abstrahierter Figuren mit gelängten Körpern und filigranen Beinen. Die Köpfe sind auf minimale Formen reduziert, und dennoch vermag die rudimentär gestaltete Augenpartie den Betrachter zu fesseln. Umfangen wird die zur Einheit verschmolzene Gruppe von einem breiten Rahmen mit unruhig strukturierter Oberfläche. Die Rahmung hat den Charakter einer Monstranz, in deren Innerem die Figurengruppe wie ein kostbarer Schatz geborgen ist.
Fritz Koenig schuf von den „Großen gerahmten Figuren“ drei Güsse, von denen lediglich einer in Deutschland geblieben ist und heute zur Sammlung des Sprengel Museums in Hannover zählt. Ein weiterer befindet sich in der Deutschen Botschaft in Washington. Erstmals ausgestellt waren die Figuren in der Staempfli Gallery in New York. George Staempfli war es, der Fritz Koenig in Amerika bekannt und berühmt machte. Bereits in seinem kurzen Vorwort zum Ausstellungskatalog umreißt er präzise sowohl den formalen als auch den inhaltlichen Kern von Koenigs Werk: Die Vorstellung einer spirituellen und physischen Verschmelzung lebender Organismen und die Suche nach einer skulpturalen Form, die diese neu entstandene Verbindung auszudrücken vermag. Ideengeschichtlich ist Fritz Koenig verwurzelt in der Überlieferung der christlichen Religion sowie den Sagen und Mythen des klassischen Altertums. Gerade darin dürfte der Reiz von Koenigs Werk für die neue Welt gelegen haben. Ein Künstler, der damals seinen Ausdruck in einer radikal zeitgenössischen Formensprache gefunden hat, sich gleichzeitig uralte Überlieferungen zum Thema macht und allzeit gültige Fragen des Seins aufgreift.
Vermittelt über Staempli blieb auch der dritte Guss in den USA. Anfang der 1960er Jahre entstand im Randbezirk von Detroit eines der ersten Einkaufscenter amerikanischen Stils. Die gehobene, amerikanische Mittelschicht siedelte sich verstärkt in den Vororten an und die Bedeutung des Autos nahm zu. Die Kaufkraft dieser Zielgruppe kanalisierend, wurden verkehrstechnisch gut gelegene Einkaufszentren mit ausreichend Parkmöglichkeiten und gehobener Ausstattung geschaffen. Für eine der innen gelegenen Flaniermeilen der shopping mall in Detroit wurden die „Große gerahmte Figuren“ erworben. Dort befanden sie sich bis zur Generalsanierung 2013.
Fritz Koenig schafft es, mit seinen „Großen gerahmten Figuren“ ins Herz von Amerika vorzudringen. Die Skulptur spiegelt die wesentlichen Linien der Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts wider. Angesiedelt in der shopping mall verbindet sie die Linie Kunst und Konsum, zeugt vom Austausch der Neuen mit der Alten Welt und verbindet Mythos und Moderne. – In ausgezeichnetem Erhaltungszustand.

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