Meister der Streitschen Zeremonial- und Festbilder

Stierhatz im Hof des Dogenpalastes.

Details

Mit einem schriftlichen Gutachten von Dr. Heiner Krellig, September 2013.
Literatur zur Streitschen Gemäldesammlung:
„Venedig im 18. Jahrhundert, Bilder aus der Streit’schen Stiftung“, Ausst.Kat. der Staatlichen Museen, Preußischer Kulturbesitz. Gemäldegalerie, Berlin Dahlem Juni – September 1974;
„Venedig und die Sammlung des Berliner Kaufmanns Sigismund Streit“, Ausst.Kat. der Gemäldegalerie. SMB PK, hrsg. von Nicole Hartje, Berlin 2002;
Heiner Krellig, „Die Streitsche Stiftung. Un Tardo riflesso del mito di Venezia nella Berlino settecentesca“, in: „Presenze Tedesche a Venezia“, hrsg. von Susanne Winter, Roma 2005, S. 49-86; Sigismund Streit, „Verzeichnüß Aller Bücher, Gemählde und Andere Sachen so ich von Venedig und Padua aus, am Gymnasium zum Grauen Closter in Berlin in verschiedener Zeit gesand habe“, hrsg. und kommentiert von Peter P. Rohrlach und Susanne Knackmuß, Berlin 2006.
Provenienz:
Privatbesitz, Rheinland; der Vater der Eigentümerin hat das Gemälde zwischen 1962 und 1964 aus der Sammlung von Frau Fina von Rothschild, erst Berlin, dann Düsseldorf erhalten.

Beschreibung

Stierhatzen erfreuten sich im Venedig des 18. Jahrhunderts großer Beliebtheit und fanden praktisch wöchentlich statt. Doch nur zu bestimmten Anlässen, wie etwa dem Besuch einer hochgestellten Persönlickeit aus dem Ausland, wurden sie an hervorragend ausgezeichneten Orten in der Stadt, wie etwa der Piazza San Marco oder dem Hof des Dogenpalastes abgehalten. Anders als bei der spanischen Corrida de toros wurden in Venedig Hunde auf die Stiere angesetzt. Die Stiere liefen bei dem Spektakel entweder frei herum oder wurden an Stricken von jeweils zwei Bändigern geführt. Der Tod des Stiers war dabei im Gegensatz zum spanischen Stierkampf nicht das Ziel der Veranstaltung.
Heiner Krellig hat vorliegendes Gemälde dem Meister der Streitschen Zeremonial- und Festbilder zugeordnet, einem namentlich bislang nicht identifizierten Künstler, der seinen Notnamen nach seinem wichtigsten Auftraggeber, dem in Venedig ansässig gewesenen, wohlhabenden Kaufmann Sigismund Streit erhielt. Dieser war zugleich auch der letzte Auftraggeber Canalettos gewesen. Für Sigismund Streit schuf der Künstler um 1760 auch eine Folge von sechs großformatigen venezianischen Stadtansichten, die sich heute als Dauerleihgabe der Streitschen Stiftung in der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin- Preußischer Kultubesitz befinden. Aufgrund einiger Schwächen in der Ausführung sieht Krellig vorliegendes Gemälde als Frühwerk an, das die Kompetenz des Malers für den Großauftrag der Streitschen Fest- und Zeremonialbilder vorbereitet haben mag, und datiert es um 1750/1760. Die Gesamtkonzeption des Bildraums geht auf eine Radierung Michele Marieschis vom Hof des Dogenpalastes zurück, die 1741 veröffentlicht wurde. Aufgrund von Veränderungen, beispielsweise in der Größe und Proportion der Kuppeln der Markusbasilika, kann angenommen werden, dass dem Künstler nicht der Stich, sondern nur eine ungenaue Nachzeichnung zur Verfügung gestanden hat. Für die Darstellung der bewegten Figuren der Stierkämpfer im Mittelgrund, die sich stilistisch deutlich von den statisch aufgereihten, steif gerade stehenden Zuschauerfiguren im Vordergrund unterscheiden, kann die Kollaboration eines populären Malers aus dem Umkreis der venezianischen Vedutisten aus der Mitte des Jahrhunderts angenommen werden. Da die Kostüme der weiblichen Figuren im Vordergrund nicht der zeitgenössischen Mode um 1750 entsprechen, sondern von den um 1590 entstandenen Kostümstichen des Cesare Vecellio inspiriert sind, wird deutlich, dass nicht eine bestimmte Stierhatz zur Entstehungszeit des Gemäldes gemeint ist, sondern eine deutlich ältere, also historische Veranstaltung. Diesem Problem einer älteren, in der Vergangenheit situierten Veranstaltung, musste sich der Maler auch im Falle der „Regata“-Darstellung für den Streitschen Großauftrag (Streit Kat. 16) stellen.
Leinwand doubliert.

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