Jacob Philipp Hackert

Blick auf die Küste bei Marina di Vietri im Königreich Neapel

Details

Mit einem schriftlichen Gutachten von Frau Dr. Claudia Nordhoff, datiert 18. September 2013.
Provenienz:
Privatsammlung, Schweiz.

Beschreibung

Im Frühjahr 1770 unternahm Jacob Philipp Hackert, der sich seit 1768 in Rom aufhielt, erstmals eine Reise nach Neapel. Hier wurde er jedoch, wie man aus der von Johann Wolfgang von Goethe verfassten Biographie Hackerts erfährt, von einem schweren Fieber befallen und zur Rekonvaleszenz von seinem Arzt in die höhergelegene Gegend von Vietri sul Mare und Lacava an der amalfitanischen Küste geschickt. Diese Zeit nutzte er, um von der damals touristisch noch völlig unerschlossenen und unwegsamen Region zahlreiche Skizzen anzufertigen, die zumeist mit exakten Ortsangaben versehen sind.
Vorliegendes Gemälde, das kürzlich in einer Schweizer Privatsammlung entdeckt wurde, wurde von Hackert fünf Jahre nach seiner Erkundung der Gegend im römischen Atelier ausgeführt. Bislang unpubliziert, stellt es eine „wertvolle Bereicherung der Werkgruppe mit Ansichten der Küste bei Vietri sul Mare dar, deren Entdeckung für die Landschaftsmalerei ein Verdienst Hackerts war“. Claudia Nordhoff beschreibt es als „exaktes Landschafts-Porträt, in dem nicht nur die die natürlichen Gegebenheiten der Küste, sondern auch die Häuser des Ortes Marina di Vietri, die Bevölkerung bei ihren Tätigkeiten und schließlich die Boote und Schiffe auf dem Meer genau der Realität entsprechend abgebildet werden.“ Die Figuren sind keine der Landschaft untergeordnete Staffagefiguren, die von Bild zu Bild austauschbar wären, sondern vielmehr bei konkreten Tätigkeiten vorgestellt, die Hackert zweifellos in dieser Form während seines Aufenthaltes in Marina di Vietri beobachtet hatte. Zu erkennen sind Mütter, die sich um ihre Kinder kümmern, Männer, die an den Segeln eines Bootes arbeiten, ein hockender Mann am Feuer, über dem ein Kochtopf hängt, ein Sitzender, der mit einem Messer beschäftigt ist und weitere Männer, die aus langstieligen Pfeifen rauchen. Die von Hackert vorgestellte Szene beleuchtet auch einen Aspekt des Warentransports im Königreich Neapel, wie er überall entlang der Küste beobachtet werden konnte. Da es nur wenige Häfen mit geeigneten Landungsmöglichleiten gab, ankerten die größeren Handelsschiffe zumeist in einigem Abstand vor der Küste; wie im Bild zu sehen, wurden sie sodann mithilfe der kleinen Boote be- und entladen. Im Hintergrund rechts erkennt man einen großen Dreimaster, dessen rötliche Flagge auf ein englisches Linienschiff oder eine Fregatte schließen lässt. Der Betrachter erhält eine Vielzahl von Informationen, die einen konkreten, historischen Moment nachvollziehbar werden lassen. Gleichzeitig handelt es sich um ein stimmungsvolles Seestück, in dem das ruhige, spiegelnde Meer, der leicht bewölkte Himmel und die Figurengruppe im Vordergrund in eine harmonische, ausgeglichene Komposition eingebunden sind. So kann das qualitätvolle, seit Jahrzehnten in einer Schweizer Privatsammlung befindliche Küstenstück „als eine wertvolle Bereicherung des Oeuvres von Jakob Philipp Hackert bezeichnet werden“ (Nordhoff).
Leinwand doubliert.

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