Beschreibung

Meidners Kaffeehausszenen entstanden durch seine zahlreichen Aufenthalte in seinem Stammlokal „Café des Westens“ in Berlin. Was seine Rohrfederzeichnungen im Bild ausdruckstark und bewegt festhalten, drückt Meidner in seinem literarischen, gefühlsbetonten Werk „Café des Westens – Erinnerungen vom Kurfürstendamm“ in Schrift aus: „Alles was in Berlin bis in die weitesten Vororte dichtet, malt, bildhauert, schauspielert (. . .) kommt in das Café des Westens. Man empfindet jeden Tag als einen verlorenen, wo man nicht diese eigentümliche Luft geatmet hat, die geschwängert von geistigen Paroxysmen, durchweht von Zigaretten- und Zigarrenqualm auf den Köpfen der Besucher lagert. Hier im Café ist der große Gedankenaustausch, hier werden die Schlachten der Cliquen geschlagen. Hier werden Weltanschauungen täglich aus dem Ärmel geschüttelt, Existenzen vernichtet, neue Helden auf den Thron gehoben, Kritik geübt an allem, was man nicht selbst geschaffen hat. Hier wird das große Hohngelächter des Übermenschen angeschlagen. Hier wartet jeder auf den Augenblick der Macht, auf diesen großen Augenblick, wo auch er einmal wirklich etwas zu sagen haben wird. In der einen Ecke rast der Sturm, in der anderen säuseln neopathetische Winde (. . .).“ -Linke obere Ecke mit Prägestempel (Blume). Papier altersgemäß nachgedunkelt und im Passepartoutausschnitt mit kaum merklichem Lichtrand. Handhabungsspuren und winzige kleine Stockfleckchen. Im oberen Rand mit drei kleinen Reißnagellöchlein. Zeichnung altersgemäß in ausgezeichnetem Zustand.

Provenienz:
Sammlung Kirste, Recklinghausen.
Dr. Scheele, Recklinghausen.
Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Frankfurt am Main.

Ausstellungen:
„Ludwig Meidner“, Recklinghausen, Kunsthalle; Berlin, Haus am Waldsee; Darmstadt, Kunstverein, 1963-1964.
„Ludwig Meidner. Apocalyptic German Expressionist“, Milwaukee, Milwaukee Art Center, 1976.
„German Expressionism from Milwaukee Collections“, The University of Wisconsin-Milwaukee, Fine Arts Galleries, 1979, Abb. Nr. 92.
„Berlin, Berlin: Die Ausstellung zur Geschichte der Stadt“, Berlin, Martin-Gropius-Bau, 1987, Nr. 27/36 (mit dem Titel „Berliner Caféhaus“).
„“From Expressionism to Resistance: Art in Germany 1909 – 1936. The Marvin and Janet Fishman Collection“, Milwaukee, Milwaukee Art Museum; Berlin, Berlinische Galerie; Frankfurt am Main, Schirn Kunsthalle; Emden, Kunsthalle; New York, The Jewish Museum; Omaha, Nebraska, Joslyn Art Museum; Atlanta, High Museum of Art, 1990-1992, Nr. 107.
„Figures du Moderne: Der Expressionismus in Deutschland von 1905 – 1914. Dresden, München, Berlin“, Paris, Musée d’art moderne de la ville de Paris, 1992-1993, Nr. 393, mit Abb..
„Ludwig Meidner 1884-1966: Kneipe und Café – Aquarelle, Zeichnungen, Druckgraphik“ Hofheim a. Taunus, Stadtmuseum; Recklinghausen, Kunsthalle, 1995, Nr. 4, mit Abb..
„Art as Resistance. The Marvin and Janet Fishman Collection“, Den Haag, Museum Escher in Het Paleis; Stockholm, Liljevalchs Konsthall; Helsinki, Helsingin Taidehalli; Brüssel, Palais des Beaux-Arts, 1995-1996, Nr. 108.
„Berlin Metropolis: Jews and the New Culture, 1890-1918“, New York, The Jewish Museum, 1999-2000, mit Abb..

Literatur:
Thomas Grochowiak, „Ludwig Meidner“, Recklinghausen, 1966, S. 144, Abb. Nr. 83.
James Auer, „From Old Germany“ in „The Milwaukee Journal (Lively Arts Section)“, 28. Jan. 1979, S. 2.
„The Bulletin of the Cleveland Museum of Art“, Cleveland, Ohio, Nov. 1982, S. 301, Abb. 5.
Gerda Breuer und Ines Wagemann, „Ludwig Meidner: Zeichner, Maler, Literat“, Darmstadt, Mathildenhöhe; Stuttgart, Staatsgalerie, 1991, Bd. II, Abb. S. 118.

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