Details

Street (Twilight). Oil on cardboard. 1911. C. 49 : 33.5 cm. On the reverse with estate stamp and dated and inscribed with the title. Framed.

Beschreibung

Als eines der wenigen Werke der Künstlerin mit einem Münchner Motiv zeigt dieses Gemälde die Briennerstraße mit dem pfahlartig hochragenden Obelisken des Karolinenplatzes. Die Künstlerin hat das Werk in einer frühen Bilderliste unter „1911“ aufgeführt. Allerdings befindet sich eine schwungvolle Entwurfsskizze im selben Hochformat, datiert „6.IV“ auf der ersten Seite eines „1912/13“ datierten Skizzenbuches. Diese Skizze verdeutlicht Einzelheiten wie die kreuzenden Passanten und die kastenartigen Automobile, die in dem abendlichen Dämmerlicht des Gemäldes nur schemenhaft zu erkennen sind. Laut Ausstellungskatalog (s.u., S. 270) ist die Skizze „besonders an den Lichtpunkten von Scheinwerfern, Laternenreihe und Mond mit Farbangaben wie „w(eiß)“, „g(elb)“ und „blau“ versehen. Tatsächlich spielen die Lichtreihen die Hauptrolle in dieser großstädtischen Szene, über der mit dem letzten Abendrot bereits der Vollmond am nachtblauen Himmel steht.“ Künstlerisch gesehen stammt dieses Werk aus einer der wichtigsten Werkphasen Münters, in dem die Stärken der Künstlerin, ihre Intensität des Blicks und die Fähigkeit zur Vereinfachung des Gesehenen, endgültig Ausdruck in ihrer Kunst finden. Eine realistische Perspektive wird zugunsten der Fläche und der Steigerung des Ausdrucks aufgegeben. So wird die Perspektive hier durch die rasch kleiner werdenden und enger gesetzten weißen Punkte der Lampenkugeln verstärkt. Die sich rapide verengende, auf die Mitte zulaufende Straße fokussiert den Blick des Betrachters weiter auf den steil hochragenden Obelisken. Die Gebäude, Figuren und Autos werden nur schemenhaft wiedergegeben. Auch die Dächer erscheinen lediglich als Umrisse, abgesetzt gegen den Nachthimmel. Klare Farbflächen werden hier gegeneinander gesetzt: Das tiefe Orange des Himmels wird durch die dunklen Gebäude betont und gegen das intensive Blau des Himmels abgegrenzt. Der Mond gleicht in Form und Farbe den Gaslampen. Fast scheint es, als hätte sich eine dieser kugelförmigen Lampen aus ihrer Halterung gelöst und wäre nach oben geschwebt. Es entsteht ein Gefühl der Leichtigkeit und Bewegung. So führen die vereinfachten Formen, der klare Aufbau und die dichten Farben zu einer harmonischen, fast abstrakten Komposition, in der die geheimnisvolle Abendstimmung wundervoll eingefangen wird.
Die Faszination, die von solch geheimnisvollen Stimmungen auf Münter ausgeübt wird, beschreibt sie selbst in einer knappen Notiz: „Das nächtliche Erlebnis von Dunkel und Schatten der kaum erkennbaren Dinge. 1910, zwei Jahre, nachdem ich den Schritt zur freien Bildgestaltung getan hatte.“ als wesentliches neues Element ihrer Kunst (Zit. nach Ausst. Kat., S. 37). – Ecken minimal bestoßen. In sehr gutem Originalzustand.
Ausstellung: „Gabriele Münter“, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 29. Juli-1. November 1992, und Schirn Kunsthalle, Frankfurt 29. Novemer 1992 – 10. Februar 1993, Kat.-Nr. 93, mit Farbabb.
Provenienz: Galerie Gunzenhauser, München; Privatsammlung, Florida.

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