Auktion 326: Moderne Kunst | Evening Sale – 18.00 Uhr | 6. Juni 2024
Hans Purrmann

Stillleben mit Gladiolen und Kapuzinerkresse

Details

Verso auf dem Keilrahmen mit Zollstempeln, einem Etikettrest und einem weiteren Etikett mit der Nummerierung „321“. Verso auf dem Rahmen mit diversen handschriftlichen Bezeichnungen, Nummerierungen sowie der Technik- und Maßangaben.
Lenz/Billeter 1926/12.

Provenienz:
Kunsthandel Lucas Lichtenhan, Basel, verso auf dem Rahmen handschriftlich bezeichnet;
Ottilie Voigt, Romanshorn, wohl bei Vorgenanntem erworben;
Privatbesitz, Karlsruhe, durch Erbfolge erhalten;
Privatbesitz, Hamburg, in der Familie weitergegeben an die jetzigen Besitzer;
Privatbesitz, Baden-Württemberg.

Beschreibung

• Großer Kolorist der Moderne
• Durch die Modulation der Farben, ausgehend von dem Vierklang Blau-Orange, Rot-Grün, erreicht Purrmann eine spannungsreiche Einheit
• Purrmanns Leidenschaft für das Sammeln von seltenen Objekten offenbart sich auch in diesem Werk

Hans Purrmann wird als Sohn eines Malers und Stuckateurs in Speyer 1880 geboren und findet nach frühen Stationen an der Kunstgewerbeschule Karlsruhe und an der Akademie in München unter Franz von Stuck wie an der Académie Matisse in Paris zu seinem ganz eigenen künstlerischen Stil, der seine Vorliebe für lichtdurchflutete Interieurs, mediterrane Landschaften und Stillleben zeigt. Seine Malerei offenbart zwar deutliche Einflüsse der Franzosen Matisse, Cézanne und Renoir, doch findet Purrmann zu einem ganz eigenen Malstil, der Form und Farbe eindrucksvoll verbindet.

Laut Robert Purrmann, dem Sohn des Künstlers, entsteht das undatierte, großformatige „Stillleben mit Gladiolen und Kapuzinerkresse“ 1926 in Langenargen am Bodensee. Purrmann verbringt dort mit seiner Familie die Sommer, nachdem er 1919 ein direkt am See gelegenes Fischerhaus erworben hat.
Purrmanns Leidenschaft für das Sammeln von Gemälden, Grafiken, Teppichen, Antiquitäten und besonderen Objekten kommt im vorliegenden Gemälde zum Tragen. Die mit Gladiolen, Zinnien und Kapuzinerkresse gefüllte prachtvolle Majolika-Vase mit floralem Dekor, die im Bildzentrum auf einem kleinen runden Tisch mit Tischtuch steht, findet man in einigen Stillleben des Künstlers. Purrmanns Sammlerstücke finden immer wieder Eingang in seine Werke. Die Vase wie auch die Blumen fängt Purrmann in feinen präzisen Pinselstrichen in leuchtenden Gelb-, Rot-, Grün- und Blautönen ein und hebt damit ihre Bedeutung mit der sonst tonigeren Farbigkeit deutlich hervor. Purrmanns Liebe für Stoffe, die er mit seinem Freund und Lehrer Matisse teilt, spielt im Bildhintergrund eine wichtige Rolle. Der bunte ornamentale Paravent findet sich auch in anderen Werken Purrmanns und taucht bereits auf Interieurszenen seines Ateliers in Langenargen seit etwa 1920 auf. Den farbig etwas gedeckt gehaltenen Paravent zieht Purrmann komplett in die Darstellung mit ein. Die Bildebenen scheinen sich fast zu vermischen. Der Betrachter hat das Gefühl, dass sich die Darstellungen auf dem Paravent mit den Blumen und der Henkelvase verbinden. Der am rechten Bildrand dargestellte Papagei des Paravents wirkt fast real. Trotz dieser gefühlten Verbindung der dargestellten Gegenstände bleibt deren Eigenwertigkeit erhalten. Purrmann bringt durch die Fülle und Üppigkeit der Darstellung das Stillleben zur vollen Wirkung und Entfaltung. Ein eindrucksvolles Beispiel seiner Liebe für dieses Sujet.

Elke Hergert hält 1995 anlässlich der Ausstellung ,Hans Purrmann. Im Licht der Farbe‘ zu seinen Stillleben fest: „Durch die Modulation der Farben, ausgehend von dem Vierklang Blau-Orange, Rot-Grün, erreicht Purrmann eine spannungsreiche Einheit, die man mit den Worten Matisses unterstreichen kann: Man muß groß und klar disponieren, um drei oder vier Kontraste richtig setzen zu können, zwischen diesen spielt sich die weitere Bedeutung der Farbe ab. Malerei ist nichts als die Beobachtung der farbigen Verhältnisse zueinander; man muß im Ensemble sehen (…)“.

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