Details

Literatur:
Britta Nehlsen-Marten, Dirck Hals 1591-1656. Œuvre und Entwicklung eines Haarlemer Genremalers, Weimar 2003, Kat.-Nr. 39, Abb. 120.

Provenienz:
Jacob Hecht, Berlin, Auktion VI, 17. und 18.3.1925, Los 215a;
Richard Semmel (1875–1950), Berlin, Amsterdam, New York;
Frederik Muller & Cie., Amsterdam, Auktion, 21.11.1933, Los 19, mit Abb. (laut Weltkunst, Jg. VII, Nr. 52/53, vom 24.12.1933, S. 4, für 1450 fl. verkauft;
Kunsthandel Pieter de Boer, Amsterdam;
Privatsammlung, Würzburg;
durch Erbfolge in Familienbesitz, Unterfranken (seit 1945);
Privatsammlung, Süddeutschland.

Beschreibung

Dirck Hals, jüngster Bruder des berühmteren Frans Hals (1580-1666), ist vor allem für seine Darstellungen fröhlicher Gartenfeste („Buiten-partijs“) und Gesellschaftsstücke mit amourösen Anspielungen bekannt. Eine elegante Gästeschar hat sich im Freien an einer gedeckten Tafel eingefunden. Während rechts der Wein in einem Wasserzuber kalt gestellt wird, haben sich bereits Paare gebildet – man macht sich schöne Augen. Den Speisen schenkt derweil niemand Beachtung. Die Pasteten liegen unangetastet auf dem Tablett, links hat man die vollen Weingläser außer Reichweite auf einer Mauer abgestellt. Während das Essen ruht, scheinen die lockeren Gespräche in vollem Gange zu sein. Die Terrasse öffnet sich im Hintergrund zu einer barocken Parkanlage mit Pavillon, die zum Flanieren einlädt – am besten untergehakt. Die Thematik schließt an die Tradition der Liebesgärten des 16. Jahrhunderts an, in denen sich junge Liebespaare in reizvoller Umgebung vergnügten.

Vorliegendes Bild war Teil der bedeutenden Gemäldesammlung des in Berlin lebenden jüdischen Textilfabrikanten Richard Semmel (1875 Zobten, Schlesien – 1950 New York), seit 1902 Prokurist und seit 1919 alleiniger Inhaber der Wäschefabrik Arthur Samulon & Co. Er hatte Ende der 1920er Jahre eine Sammlung aufgebaut, die den großen Sammlern der Weimarer Republik in nichts nachstehen sollte. Sie enthielt Arbeiten von Jan van Scorel, Dirck Hals, Bernardo Strozzi, aber auch von Paul Gauguin, Pierre Auguste Renoir, Camille Pissarro und von Vincent van Gogh. Der Kunsthistoriker und Museumsleiter Dr. Paul Wescher verfasste 1930 eine Würdigung der Gemälde der Sammlung Semmel in: Pantheon, Monatsschrift für Freunde und Sammler der Kunst, Bd. 5, Januar – Juni 1930, S.275-278. Im April 1933 nach der Machtergreifung der NSDAP emigrierte Richard Semmel nach Amsterdam und flüchtete 1940 vor dem Einmarsch der Deutschen in die Niederlande über Chile und Kuba nach New York, wo er 1950 starb.
Mit den Erben nach Richard Semmel wird im April 2024 eine Vereinbarung im Sinne des Washingtoner Abkommens geschlossen.  

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