Hibou

Details

Mit einer Expertise von Claude Ruiz Picasso vom 11.10.2022.

Beschreibung

• Die Eule ist ein häufiges Motiv in Picassos Menagerie
• In reduziertem Strich fängt der Künstler das Tier ein
• Arbeit aus der Zeit direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, wo sich Picasso neu orientiert

Die Eule ist ein häufiges Tier in der Menagerie Picassos. Während in seinen Arbeiten immer wieder die Taube als Symbol des Friedens und der Minotaur – wenngleich mythisch – für männliche Potenz steht, nutzt Picasso die Eule als Zeichen der Weisheit. Damit greift Picasso die Symbolsprache seit der Antike auf, bereits die griechische Göttin Athene zeigte die ihr eigene Weisheit mit einer Eule an. In der hier angebotenen Arbeit reduziert Pablo Picasso das Tier auf sechs Striche: Körper und Schnabel schafft er in einem einzigen Schwung, Flügel und Augen führt er ebenfalls zügig aber bestimmt aus. Die Meisterschaft des Künstlers erlaubt nichtsdestoweniger die Identifikation des dargestellten Tieres, welches in altmeisterlicher Manier auf einer Sockelkante hockt und aus dem Bild herausschaut.

Die Zeichnung entsteht zwischen 1945 und 1950. Picasso lebt in Südfrankreich und produziert schiere Mengen an Werken: Er formt und bemalt Keramiken, er druckt in nahezu allen verfügbaren Medien, er dekliniert und zitiert seine eigene Bilderwelt und die der westlichen Kunstgeschichte. Dieser gewaltige Schaffensdrang geht einher mit einer Rastlosigkeit, in der er nach allem greift, was ihm zur Verfügung steht. Auch die Eule zeugt davon: Picasso fertigt sie auf dem Deckblatt des Buches, ihm gewidmet von Paul Eluard, welches sich im Besitz von Cécile Eluard findet. Wann dieses Blatt aus dem Buch entfernt wurde, bleibt unklar, doch der Goldschnitt an der oberen Blattkante zeugt von den Umständen des Entstehens und verwebt die Eule nicht nur mit der profunden kulturhistorischen Kenntnis Picassos sondern als Zeitzeugnis auch mit den persönlichen Umständen seines Lebensumfelds.