Details

Nicht bei Thode.

Provenienz:
Wohl Ella Geißler-Thoma (Adoptivtochter des Künstlers), Berlin, auf Rahmenrückwand teils unleserlich beschriftet.

Beschreibung

Immer wieder hat der Tod seinen Auftritt im Werk Hans Thomas. Bereits 1871 malte er – ein Nachhall von Schuberts Streichquartett? – die unheilvolle Begegnung zwischen dem unschuldig-naiven Mädchen und dem Schicksalsboten (Thode 1909, S. 41). Hier wiederum zeigt er eine junge Frau, die selbstvergessen in einen Handspiegel schaut. Was ihr daraus entgegenblickt, ist jedoch nicht ihr lebendiges Antlitz, stattdessen sieht sie sich mit harter, ausdrucksloser Miene, projektiv dem Lebensende nah. Unbemerkt ist der Knochenmann hinter sie getreten – durch den eng gewählten Ausschnitt wird die Bedrohung noch fassbarer – und hält mit seinen spindeldürren Fingern den Spiegel an Ort und Stelle, damit sie den Blick nicht abwenden kann. Seine andere Hand greift an seinen Brustkorb, eine Geste der Ergriffenheit. Umschlossen werden die Protagonisten von einem gelblichen Dämmerlicht, das etwas eigentümlich Morbides an sich hat und die Dinge im Ungefähren belässt.
Thoma knüpft mit dieser Thematik an eine alte, dem Vanitas-Gedanken verbundene Motivtradition an, die bereits von Hans Sebald Beham und Hans Baldung verarbeitet wurde. So nimmt bei Baldung Grien das „schöne Kind“ den personifizierten Tod erst wahr, als es längst zu spät ist und er es am Haarschopf packt. Bei Thoma hingegen wird die Frau nicht gewaltsam aus ihrer Ungestörtheit gerissen, vielmehr wird ihr der Spiegel der Erkenntnis vorgehalten, der sie gemahnt: „Es wird einmal gewesen sein“. Es handelt es sich um eine frühere Komposition zu einer Radierung (vgl. Beringer 1991, Nr. 195, abgedruckt in: Frances Grun, Der Berggeist. Schauspiel in vier Aufzügen und einem Vorspiel. Mit Bildern von Hans Thoma, Frankfurt/Main 1919, S. 50; erwähnt in Henry Thode, Thoma. Des Meisters Gemälde in 874 Abbildungen, Stuttgart und Leipzig 1909, S. 518, Nr. CXLVI.).

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