Gustav Klimt

Brustbild nach links, mit geschlossenen Augen

Details

Strobl 2297.

Ausstellung:
Gustav Klimt 1862-1918. Zeichnungen, Gedächtnisausstellung, Albertina, Wien 1962, Nr. 200.

Provenienz:
Nachlass des Künstlers, mit dem Stempel unten rechts (Lugt 1575);
Sammlung Viktor Fogarassy (1911-1989), Graz, verso mit dem Sammlerstempel (nicht bei Lugt) und der handschriftlichen Bezeichnung „K3“;
Sotheby’s, London 6.2.2002, Los 145;
Privatsammlung, Hessen.

Beschreibung

• Studie zur Mittelfigur des Gemäldes „Die Jungfrau“, einem der bedeutendsten figuralen Gemälde aus Klimts später Schaffensphase (Nationalgalerie, Prag)
• Fein beobachtete, träumerische Darstellung
• Typische Zeichnung mit rotem Farbstift

Eine große Anzahl erhaltener Arbeiten auf Papier weisen Gustav Klimt als einen der herausragenden Zeichner seiner Zeit aus. Beeinflusst von den fließenden Linien des Jugendstils, ist sein Stil geprägt von einer extremen Verfeinerung der Linie, die er häufig mit Strichführungen von großer, nervöser Intensität kontrastiert. Er bevorzugte Bleistift und Kohle, farbige Zeichnungen wie die beiden vorliegenden Arbeiten (Los 703 und 704) sind seltener.
Klimt stellt vor allen Dingen die menschliche Figur dar. Dabei geht es ihm nicht um sich: „Ich habe noch nie ein Selbstporträt gemalt. Ich interessiere mich weniger für mich selbst als Motiv für ein Gemälde als für andere Menschen, vor allem Frauen,“ sagt er. Dementsprechend konzentrieren sich seine Zeichnungen auf Frauen, halb bekleidet oder auch nackt, in sich versunkene, träumerische weibliche Wesen, stehend, sitzend, liegend, sich mal lasziv ihrer Kleidung entledigend, ganz bei sich selbst. Andreas Gabelmann schreibt dazu: „Klimts Frauen entzücken und verwirren, wollen gefallen und geheimnisvoll sein, wirken anregend und aufreizend, sind verlockend und verführerisch, (…) – und immer hinreißend schön.“ (in: „Gustav Klimt und das ewig Weibliche“). Die Frau als Femme fatale gehört im Wien um 1900 zum zentralen Thema der Künstler, immer wieder abgebildet und beschrieben. Klimt aber hat die Darstellung der Frau nicht nur enttabuisiert, sondern ihr eigenes Lustempfinden in den Mittelpunkt gerückt.
Die beiden vorliegenden Arbeiten sind beispielhaft für dieses fast obsessive Erfassen der Frau in ihrer eigenen Erotik. Die Rötelzeichnung ist dabei eine Vorstudie zu der zentralen Figur des Gemäldes „Die Jungfrau“, auf dem Klimt sieben ineinander verschlungene Frauen zeigt. Auf dem Gemälde verschwinden die Körper der sieben Frauen hinter einem Meer von Blumen und dekorativen Stoffen; besonders bei der zentralen Figur sehen wir nur noch das Gesicht und die Arme. Durch die Vorzeichnung und über die Erfassung des Körpers erreicht Klimt den gewünschten, träumerischen Gesichtsausdruck. Für die fertige Darstellung braucht er den Körper nicht mehr, das Gesicht für sich drückt das Sinnliche, das Genießerische aus.
Wie auch bei der Rötelzeichnung hält die Sitzende in der Farbstiftzeichnung in Blau die Augen geschlossen. Ihr Kleid scheint unabsichtlich verrutscht. Sie versucht nicht, den Betrachter durch eine bewusste Bewegung zu reizen. Stattdessen ist die Frau ganz bei sich; sie ist sich keiner Scham bewusst, ihre Handlung und Haltung ist natürlich und unschuldig. Die Erotik in dieser intimen Szene liegt in dem Zusammenspiel von Nacktheit und Selbstvergessenheit.
Diese beiden Zeichnungen sind meisterhafte Beispiele für Klimts Verehrung des Weiblichen.

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