Details

Claesges 45-030.

Literatur:
Marion Grčić-Ziersch Kunsthandel, München, Katalog März 1996, S. 32, mit farb. Abb. S. 33.

Ausstellung:
Meisterwerke der Malerei und Plastik des 19. und 20. Jahrhunderts, Galerie Wilhelm Grosshennig, Düsseldorf 1961, mit Abb. (mit dem Titel „Tänzerinnen“).

Provenienz:
Sammlung Ferdinand Ziersch, Wuppertal;
Kunsthandel Marion Grčić-Ziersch, München.

Beschreibung

• Farbintensive Gouache aus der Werkperiode der Hekate-Bilder
• Eindrucksvolles Zeugnis der lebensfrohen und künstlerisch hoffnungsvollen Nachkriegszeit
• Changierendes, vexierbild-ähnliches Bildmotiv

Die Gouache „Sitzende“ lässt sich der Werkperiode der Hekate-Bilder zuordnen, deren Name durch Ernst Gosebruch, den langjährigen Freund und Mentor des Künstlers, geprägt wurde. Er geht zurück auf die beiden Gemälde „Tochter der Hekate“ I und II aus den Jahren 1945 und 1946 (vgl. WVZ Scheibler 337 und 366). Die Zauberin Hekate ist in der griechischen Mythologie die Göttin des Todes, der Übergänge und Weggabelungen und Wächterin der Tore zwischen den Welten. Die „Tochter der Hekate“ ist eine freie Erfindung Nays und symbolisiert seinen künstlerischen Neuanfang nach den Kriegsjahren. Im Mai 1945, unmittelbar nach dem Ende des Krieges, wird Nay aus der Wehrmacht entlassen, doch Berlin liegt in Trümmern, seine Wohnung und sein Atelier sind zerbombt. Er zieht nach Hofheim im Taunus, wo er durch die Vermittlung Hanna Bekkers das ehemalige Atelierhaus der Malerin Ottilie W. Roederstein nutzen kann.

„Ängste und Schrecken der Vergangenheit, die innere und äußere Verwüstung (…), persönliche Erlebnisse (…) reifen in der Phantasie Nays zu Bildern aus, die diese Erschütterungen in abstrakten Metaphern zum Ausdruck bringen. Das für alle Werkepochen Nays verwandelt wiederkehrende Formenvokabular von Kreis-, Spindel-, Schachbrett-, und Handformen ist in den Hekate-Bildern sichtbar eingewoben in verschlüsselte Figuren- und Landschaftsassoziationen. Eruptiv oder verhalten, pastos in dunkler oder pastellfarbener Chromatik reflektieren die Hekate-Bilder Tragik und aufkommende Hoffnung der Nachkriegszeit. In ihrer künstlerischen Meisterschaft lösen sie gleichzeitig alle Bedrängnis auf. (…) In einer rasch aufeinanderfolgenden Reihe von Einzelausstellungen (…) werden Nays Hekate-Bilder in ihrer Originalität und Ausstrahlung überraschend schnell bekannt und verstanden. In jenen spannungsreichen, lebhaften Jahren nach 1945, dem Chaos der Vergangenheit eben entronnen, spürt eine sensibilisierte Kunstöffentlichkeit die Zeitnähe dieser Bilder.“ (Elisabeth Nay-Scheibler, Ernst Wilhelm Nay. Werkverzeichnis der Ölgemälde, Bd. I, Köln 1990, S. 224).

Auf der Gouache „Sitzende“ stellt Nay die Figuren eines sitzenden Paares einander durchdringend und sich überlagernd dar – ähnlich wie bei einem Vexierbild erscheint mal mehr eine einzelne Sitzende und dann wieder ein Paar (eine auf dem Schoß des Mannes sitzende Frau). Sinnfälliger Weise kann hier auch der Titel „Sitzende“ sowohl als Bezeichnung für eine einzelne als auch für mehrere Figuren gedeutet werden.

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