Adolf Erbslöh

Stillleben mit Madonna

Details

Salmen/Billeter 1916/37.

Literatur:
Wille, Hans, Adolf Erbslöh 1881-1947, Wuppertal 1967, Kat.-Nr. 117.

Provenienz:
Familie des Künstlers;
Maria Linzen, Madrid;
Karl & Faber, München 25.05.2004, Los 270;
Privatbesitz, Norddeutschland.

Beschreibung

Das Gemälde „Stillleben mit Madonna“ entsteht laut der Tagebucheinträge von Erbslöhs Frau Adeline im Mai 1916, einer allgemeinen, wie auch persönlich schwierigen Umbruchzeit. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 hatte sich neben der politischen Weltordnung auch das gesamte künstlerische Umfeld in München radikal geändert. Die meisten Künstler wurden zum Kriegsdienst eingezogen, die russischen Kollegen Kandinsky, Jawlensky, Werefkin und Bechtejeff wurden über Nacht zu ‚feindlichen Ausländern‘ erklärt und mussten das Land fluchtartig verlassen. Bereits im September 1914 fällt August Macke an der Front in Frankreich, im März 1916 Franz Marc bei Verdun. Erbslöhs Einberufung erfolgt erst im April 1915 und zunächst bleibt er in Augsburg stationiert, so dass er mit Einschränkungen weiter in seinem Münchner Atelier arbeiten kann. Die Verlegung nach Frankreich erfolgt erst im August 1916, wo er weit hinter der Front von Verdun als Kriegsmaler arbeiten kann.
Anregung für das „Stillleben mit Madonna“ war vermutlich eine kleine Madonnen-Statue, die sich im Besitz von Erbslöh befand. Er arbeitet stets mit großer Systematik am Bildaufbau, so dass er auch in diesem hochformatigen Werk die Komposition entsprechend streng vertikal aufbaut. Die vom reichen Faltenwurf der Gewänder verhüllten Beine der Madonna sind gelängt, die Gesichter von Madonna und Jesuskind in leichter Untersicht dargestellt. Die dunklen Konturlinien und der kräftige, pastose Malduktus mit kurzen Pinselstrichen erinnern an Paul Cézanne, den Erbslöh sehr bewunderte. Die gesamte Szene des Marienbildes ist geprägt von dunkelgrünen Farbtönen, die er mit hellgrünen, türkisfarbenen, hellblauen und warmgelben Partien in dem farbenprächtigen Gewand der Maria kontrastiert. Ein starkes Schlaglicht von links fällt auf die Figuren und lässt deren Inkarnat hell aufscheinen. In ihrer Strahlkraft erleuchten sie die ganze Darstellung und setzten sich von dem nicht weiter differenzierten Hintergrund ab. Diese Komposition erinnert nahezu an eine orthodoxe Ikone mit glänzender Goldauflage, vor allem da hier alle weiteren, typischen Stillleben-Utensilien fehlen und keinerlei Raumsituation erzeugt wird.

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