Friedrich August von Klinkowström

Die mystische Vermählung der heiligen Katharina

Beschreibung

Friedrich August von Klinkowström ist der Unbekannte in einem Dreigestirn der Romantik, das in Vorpommern das Licht der Welt erblickte. 1778 in Ludwigsburg bei Greifswald geboren, gehört er zur selben Generation wie der 1777 in Wolgast geborene Philipp Otto Runge und wie Caspar David Friedrich, der 1774 in Greifswald zur Welt kam. Beide haben die Romantik erfunden und mit beiden war Klinkowström eng befreundet – von Runge existiert ein eindrückliches Bildnis des Künstlerfreundes aus dem Jahre 1808 (Wien, Österreichische Galerie, Inv.-Nr. 2840) – und alle drei haben wiederholt zusammengearbeitet, als sie beispielsweise 1806 in Vitt am nördöstlichen Zipfel Rügens, wo der Pfarrer Ludwig Gotthard Kosegarten seine berühmten Uferpredigten unter freiem Himmel hielt, eine Kapelle und ihre Ausstattung planten. Doch das Ende des Dreigestirns kam kurz danach: Runge starb viel zu früh 1810, Friedrich hatte sich in Dresden etabliert und Klinkowström ging über Paris und Rom nach Wien, um sich fortan vermehrt pädagogischen Tätigkeiten zu widmen.
1814, als das farbenprächtige Blatt entstand, weilte Klinkowström bereits in Wien und war im selben Jahr zum Katholizismus übergetreten, der damals auf protestantische Künstler eine besondere Strahlkraft ausübte. Auf dem Blatt ist die mystische Vermählung des Christuskindes mit der 1461 heiliggesprochenen Färberstochter Katharina von Siena dargestellt, die bereits als etwa sechsjähriges Mädchen allem Weltlichen entsagt und sich in den Dienst der Kirche gestellt hatte. Das zusammen mit Maria auf einem Altar stehende Christuskind steckt ihr den Ring, der sinnfällig die Mitte der Komposition markiert, an ihren rechten Zeigefinger, während sie von einem Engel mit einem aus Blumen geflochtenen Reif bekrönt wird. Es ist eine einfache, von tiefer Spiritualität durchdrungene Komposition, in der nur noch das Licht des durch ein Fenster hereinscheinenden Mondes entfernt an den Geist der nordischen Romantik erinnert.
1810/11, als sich Klinkowström in Rom aufhielt, hatte er sich den Nazarenern um Friedrich Overbeck angeschlossen, der die Wiederbesinnung auf die alten italienischen Meister wie Raffael, aber auch von Fra Angelico oder Perugino propagiert und seine Kunst in den Dienst der Religion gestellt hatte. Die Einfachheit und die fast naiv anmutende Demut, aber auch die an die Pracht mittelalterlicher Buchmalerei gemahnende Farbigkeit auf Klinkowströms Aquarell rufen ähnliche Kompositionen Fra Angelicos in Erinnerung, den schon Franz Pforr 1810 auf den Thron der Kunst gerufen hatte, als er ihn als Ahnen einer neuen Kunst zusammen mit Raffael und Michelangelo auf einer Wolke über Rom schwebend dargestellt hatte (Frankfurt, Städel Museum, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 6). Dieser Gedankenwelt entstammt auch Klinkowströms Blatt, der mit der Darstellung der Heirat der heiligen Katharina nicht nur das nazarenische Thema der Vereinigung und Freundschaft aufgreift, sondern auch auf seine eigene, 1814 zwei Jahre zurückliegende Heirat anspielt und zugleich ein starkes, persönliches Bekenntnis zu seiner Konversion zum Katholizismus ablegt.
An den Ecken auf Unterlagepapier montiert. – Papier leicht gewellt. Schwach gebräunt, vereinzelt geringfügige braune Fleckchen. Entlang des unteren Rands ein horizontaler Kratzer, eine kleine Papierverletzung im rechten Rand sowie ein winziges Löchlein links auf Höhe der Bergkuppe.

Mit einem schriftlichen Gutachten von Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan, datiert 9.8.2021.

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