Peter Heinrich Lambert von Hess

Pendants: Vorgebirgslandschaft mit Ziegen – Vorgebirgslandschaft mit Schafen

Details

Provenienz:
Sammlung Holtkott, Köln;
Galerie Siegfried Billesberger, München;
Privatbesitz, Hessen.

Beschreibung

Ruhende Schafe und Ziegen gehören zum Bild des ländlichen Bayerns – mit der erste, der sie als Bildgegenstand würdigte, war Wilhelm von Kobell. Noch in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts hatte er in Aquatintaradierungen nach Gemälden von Johann Heinrich Roos oder Nicolas Berchem die hollandisierende Tradition der Tierdarstellung studiert (Goedl-Roth 80-82, 87, 94-95), bevor er in eigenen Radierungen Schafen und Ziegen zu bildlicher Geltung verhalf, die auf eigener Beobachtung beruhte (Goedl-Roth 33-35). Danach schuf er farblich delikate Aquarelle von bildhafter Wirkung, auf denen ruhende Schafe und Ziegen den Bildraum dominieren – immer auf einem Hügel postiert, nahmen sie gleichsam den Standpunkt des Betrachters ein, dem sich von oben der Blick in die weite Landschaft Oberbayerns öffnete (Wichmann 1420, 1443-1444, 1613; Karl & Faber, Auktion 281, Los 224).
Der eine Generation jüngere Peter Hess, berühmt als Schlachtenmaler und Chronist der griechischen Freiheitskämpfe, bezieht sich auf diese Tradition mit seinen beiden Aquarellen, die als Pendants konzipiert sind. Die beiden durch den Bildrand abgeschnittenen Bäume, die sich nach innen neigen, scheinen einen Bogen über beide Blätter zu imaginieren. Im Gegensatz zu Kobell gibt Hess aber keinen Ausblick in die Landschaft von oben; auf dem Aquarell mit den Ziegen versperrt er den Blick auf die Landschaft durch ein Gatter. Hess‘ Aufnahmen sind nahsichtiger, auch lebensvoller als bei Kobell, bei dessen Tierdarstellungen auch immer die Distanz seiner „Begegnungsbilder“ spürbar ist.
Hess hatte sich vor allem in seiner frühen Zeit auch der Landschaft und der Tierwelt gewidmet, 1806 schuf er verschiedene Radierungen von ruhenden Ziegen und Schafen, die wie bei Kobell teilweise nach niederländischen Vorbildern, aber auch nach Naturstudien entstanden sind (Reinhardt VR 3-4, 7-8). Auch auf seiner ersten Reise 1817 nach Rom fertigte er zahlreiche Studien in der Umgebung von der dortigen Fauna an. Hess nimmt dieses Thema in den beiden Aquarellen wieder auf – einer Technik, der sich Hess im Gegensatz zu Wilhelm von Kobell relativ selten bedient hat; erst während seines Aufenthalts in Griechenland 1832/33 entdeckte Hess die malerischen Reize von Aquarell und Ölskizze. 1824 schrieb er noch an den Kunsthändler Ernst Arnold in Dresden: „Aquarell Zeichnungen mache [ich] bestellungsweise keine. Das geschieht nur zuweilen zu Geschenken und dann nie zu [Johann Adam] Klein’s Vollkommenheit“. Unsicher über die künstlerische Qualität der eigenen Aquarelle, verblieben sie im Privaten, waren sie nicht zum Verkauf bestimmt, weshalb sie Hess auch nicht signiert bzw. datiert hat. Um eine solche Gelegenheitsarbeit handelt es sich auch bei unseren beiden Aquarellen. Wie der beigefügten Widmung zu entnehmen ist, übereignete er sie einem bisher unbekannten „Notarius Haager“ offensichtlich als Geschenk. – Montierung oben links leicht recto sichtbar (1), ansonsten sehr schön.

* Alle Angaben inkl. Aufgeld (27%) ohne MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
** Alle Angaben zzgl. Aufgeld und MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
*** Unter Vorbehalt: Zuschlag erfolgte unterhalb des Limits. Erwerb des Werkes im Nachverkauf ggf. noch möglich.
R = Regelbesteuerte Kunstwerke
N = Differenzbesteuerte Kunstobjekte mit Ursprung in einem Land außerhalb der EU
Die private oder gewerbliche Vervielfältigung und Verbreitung aller im Ausstellungs- und Auktionsarchiv angezeigten Werkabbildungen ist unzulässig. Alle Rechte vorbehalten.